Fit für die EU? Rumänien vor dem Beitritt

Recherchereise nach Bukarest und Hermannstadt im Mai 2006

rumänien_2006_bild1Ist Rumänien bereit für den EU-Beitritt am 1. Januar 2007 oder muss das Land weiter an Reformen arbeiten und wird erst ein Jahr später der Europäischen Union beitreten können? Diese Frage wollten die Teilnehmer der diesjährigen Recherchereise nach Rumänien beantwortet wissen. Mit journalists.network reisten sie für sechs Tage in die rumänische Hauptstadt Bukarest und ins siebenbürgische Hermannstadt (Sibiu).

Der Reisetermin war bewusst auf Anfang Mai gelegt: Eine Woche vor dem neuesten Fortschrittsbericht der Europäischen Kommission und der damit verbundenen Entscheidung über das Beitrittsdatum, konnten sich die 12 Teilnehmer unmittelbar über den Stand der rumänischen Reformen informieren. Die Gruppe ließ sich dazu von Justizministerin Monica Macovei schildern, wie sie versucht, den Kampf gegen die Korruption zu gewinnen.

Jonathan Scheele, Botschafter der Europäischen Kommission informierte über die Reformen, auf welche die Kommission bei der nahenden Beitritts-Entscheidung noch besonderen Wert legt. Bürgerrechtler Mircea Dinescu warnte vor „zwei Rumänien“, die gleichzeitig der EU beitreten. Ihm zufolge ist das Gefälle zwischen Stadt und Land besonders dramatisch. Der TV-Moderator Robert Turcescu gewährte Einblicke in den landesweiten Privatsender „Realitatea“ und berichtete von seiner täglichen Talkshow „100 Prozent“.

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Ein zweiter Teil der Reise führte die Teilnehmer nach Hermannstadt. Die Stadt in Siebenbürgen wird im kommenden Jahr gemeinsam mit Luxemburg europäische Kulturhauptstadt sein. Hier konnten die Journalisten beobachten, welche Anstrengungen derzeit unternommen werden, um die Stadt auf das kommende Ereignis vorzubereiten. Gleichzeitig boomt in Hermannstadt die Wirtschaft. Der Kreisratsvorsitzende Martin Bottesch nannte klare Gründe, weshalb Investoren, vor allem deutsche und österreichische, nach Hermannstadt kommen: die Infrastruktur mit dem internationalen Flughafen und die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung.

Die Gespräche ermöglichten eine umfangreiche Berichterstattung. In regionalen und überregionalen Zeitungen sowie Rundfunksendern und Online-Medien erschienen zahlreiche Berichte der Teilnehmer. Am Ende der Reise waren sich alle einig: In Rumänien gibt es vor einem Beitritt zur Europäischen Union zwar noch einige Arbeit zu leisten, die Bevölkerung jedoch fiebert dem 1. Januar 2007 entgegen.

Die Reise wurde unterstützt von der Robert-Bosch-Stiftung sowie der Friedrich Ebert Stiftung. Organisiert haben sie Pauline Tillmann (freie Journalistin), Oliver Bilger (freier Journalist) und Stefanie Bolzen (Die Welt).