Deutschland und die Türkei vor richtungsweisenden Wahlen

Deutsch-türkisches Austauschprogramm im September/Oktober 2002

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Impressionen aus Istanbul

Deutschland und die Türkei stehen vor nationalen Wahlen, die wichtige Weichen für die Zukunft stellen: Die Türkei hat in wenigen Wochen eine Entscheidung über ihre (außen-)politische Orientierung der nächsten Jahre – vielleicht der nächsten Jahrzehnte – zu treffen, vor allem im Hinblick auf ihren möglichen EU-Beitritt. Bedeutsame Reformen hat das türkische Parlament bereits beschlossen: Die Todesstrafe in Friedenszeiten wird abgeschafft, die kurdische Sprache legalisiert.

In Deutschland wird sich zeigen, ob das selbst deklarierte Reformprojekt „Rot-Grün“ nach vier Jahren Amtszeit schon zu Ende ist. Wird der Durchmarsch bürgerlicher Parteien in Europa auch hierzulande stattfinden? Wie schultert eine mögliche neue Bundesregierung die EU-Osterweiterung, deren Vorbereitung nun in die heiße Phase geht?

Zugleich sind in beiden Ländern die Ereignisse des 11. September und die Folgen politischen und religiösen Extremismus immer noch spürbar, in der Türkei noch deutlicher als in Deutschland: Ein Krieg gegen den Irak ist abzusehen, die Türkei ist allein wegen ihrer geografischen Lage unmittelbar betroffen.

In dieser journalistisch und politisch brisanten Situation hat journalists.network im dritten Jahr in Folge vom 28.9. bis zum 5.10. eine knapp achttägige Recherchereise in die Türkei veranstaltet. Im Anschluss daran fand erstmals eine siebentägige Reise türkischer Kollegen nach Deutschland statt. Beide Reisen überschnitten sich teilweise: So gab es die Chance, sich näher kennenzulernen und vom Wissen und den Erfahrungen der ausländischen Kollegen zu profitieren. Thematische Schwerpunkte waren neben den Wahlen der politische und religiöse Extremismus sowie die Medienlandschaft Deutschlands und der Türkei.

Während des türkischen Programmteils trafen die deutschen Journalisten in Istanbul und Ankara türkische Politiker, Wissenschaftler und Journalisten. Daneben hatten sie Zeit für die eigene Recherche, bei der sie von ihren türkischen Kollegen unterstützt wurden. Anschließend flogen die deutschen und türkischen Teilnehmer gemeinsam nach Deutschland weiter. Dort nahmen die deutschen Kollegen noch knapp zwei Tage lang am Programm der Türken in Deutschland teil und unterstützten sie bei ihren Recherchen.

Arbeitssprache des Mentoren-Programms war Englisch. Organisiert haben den Austausch taz-Redakteur Philipp Gessler und Dilek Güngör von der Berliner Zeitung.