Freiheit für Deniz Yücel!
journalists.network initiiert Offenen Brief an Erdogan
15 journalistische Organisationen fordern in einem Offenen Brief an den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan die sofortige Freilassung von Deniz Yücel und den anderen aus politischen Gründen inhaftierten Journalistinnen und Journalisten in der Türkei. Yücel sitzt am 10. September bereits 209 Tage in Haft. Es ist sein 44. Geburtstag.
Die Unterzeichner, darunter die Recherche-Verbände journalists.network, Netzwerk Recherche und Correctiv sowie der Verein n-ost, die Gewerkschaft DJV und die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union, vertreten mehrere zehntausend Journalistinnen und Journalisten weltweit. Die Organisationen engagieren sich für unabhängigen und ausgewogenen Journalismus, fördern Recherchen und journalistische Reisen im In- und Ausland.
Mit dem Offenen Brief appellieren sie an die Einhaltung rechtsstaatlicher Prinzipien, zu denen sich die Türkei in der Vergangenheit bekannt und verpflichtet hat. Sie fordern Erdoğan auf, Yücel und die anderen aus politischen Gründen inhaftierten Kolleginnen und Kollegen ohne weitere zeitliche Verzögerung auf freien Fuß zu setzen, ihr Recht auf einen fairen Prozess zu respektieren.
Initiiert wurde der Offene Brief von journalists.network e.V. Der Verein mit Sitz in Berlin engagiert sich seit mehr als 20 Jahren für eine ausgewogene Auslandsberichterstattung. Mit Recherchereisen und Austauschprogrammen für junge Medienschaffende fördert der Verein zudem die Völkerverständigung. Auch mit Gruppen türkischer Kolleginnen und Kollegen gab es einen regen Austausch.
Die Stärke eines Landes zeigt sich darin, Kritik auszuhalten
“Seit einigen Jahren können wir Recherchereisen in Länder anbieten, die lange völlig illusorisch schienen”, sagt Max Kuball, Vorstand von journalists.network e.V. Darunter seien Staaten wie Kuba und Myanmar. “Wir hätten uns aber nicht vorstellen können, dass die Türkei für unsere journalistischen Programme nicht mehr sicher genug sein könnte.” Und zwar sowohl für türkische als auch deutsche Journalisten. Der Verein möchte die Kontakte in die Türkei so schnell wie möglich wieder aufnehmen und fordert deshalb im Namen aller Unterzeichner die türkische Regierung auf, unabhängigen Journalismus zuzulassen. “Die Stärke eines Landes zeigt sich auch darin, Kritik zuzulassen und auszuhalten”, so Max Kuball weiter.
Frank Überall, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), weist darauf hin, dass sich die Türkei zum weltweit größten Journalistenknast entwickelt hat: „Rund 170 Journalisten sitzen hinter Gittern. Ihr ,Vergehen‘: Sie haben berichtet, kritisch und unabhängig. Während in anderen Ländern Journalistenpreise verliehen werden, hat die Türkei außer Gefängnis nichts zu bieten. Das muss ein Ende haben!“
Die unterzeichnenden Medienorganisationen sehen auch die Bundesregierung in der Pflicht: Diese muss künftig wirksamere Maßnahmen ergreifen, um die Rechte und Sicherheit deutscher Journalistinnen und Journalisten im Ausland zu schützen. Die Bundesregierung muss sich konsequent und entschlossen für die Freiheit von Deniz Yücel, Meşale Tolu und den anderen aus politischen Gründen inhaftierten Deutschen einsetzen.
BuzzFeed Deutschland
CORRECTIV
Deine Korrespondentin
Deutsch-Chinesisches Mediennetzwerk
Deutscher Journalisten-Verband
Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union
Hostwriter
journalists.network
Krautreporter
n-ost
netzwerk recherche
Neue deutsche Medienmacher
Reporter Forum
taz.panter Stiftung
Der Brief auf Deutsch und Türkisch:
An den Präsidenten der Republik Türkei Recep Tayyip Erdogan
Sehr geehrter Herr Staatspräsident,
wir schreiben Ihnen im Bemühen um unsere Kollegen Deniz Yücel, Meşale Tolu und alle anderen Kolleginnen und Kollegen, die aktuell in der Türkei aus politischen Gründen festgehalten werden.
Die Vereine, die wir vertreten, organisieren seit Jahrzehnten Recherchereisen ins Ausland, finanzieren Recherchen in anderen Ländern und fördern Kooperationen zwischen Journalistinnen und Journalisten über Ländergrenzen hinweg. Wir legen Wert auf den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen vor Ort, verfolgen keine Agenda, sondern fordern und fördern eine freie und ausgewogene Berichterstattung.
Dafür müssen aber der Zugang und eine freie Recherche vor Ort möglich sein. Eine Arbeit frei von Angst vor politischer Verfolgung unserer Gesprächspartner und Kollegen.
Um ausgewogen berichten zu können, müssen Journalisten die Vorstellungen und Meinungen von Akteuren aller Seiten kennenlernen, nur so können sie der Komplexität eines Landes in der Berichterstattung gerecht werden. Wir glauben daran, dass es in einer globalisierten Welt Berichterstattung aus anderen Ländern braucht, um das Verständnis füreinander, für unsere Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu stärken. Diese Arbeit braucht Mut, um hinauszugehen in die Welt und sich dieser Herausforderung zu stellen. Einen Mut, den Deniz Yücel und viele andere Kollegen jeden Tag mit ihrer Arbeit beweisen.
Deshalb fordern wir Sie auf: Schützen Sie die Presse- und Meinungsfreiheit in Ihrem Land. Sie sind feste Bestandteile einer Demokratie. Gleichzeitig rufen wir Sie dazu auf, Deniz Yücel, die deutsche Journalistin Meşale Tolu und alle anderen ausländischen Gefangenen, die in Ihrem Land aus politischen Gründen festgehalten werden, umgehend freizulassen. Wir fordern außerdem, dass auch alle in der Türkei lebenden Kolleginnen und Kollegen, die aus politischen Gründen festgehalten werden, ohne weitere zeitliche Verzögerung auf freien Fuß gesetzt werden und ihr Recht auf einen fairen Prozess respektiert wird.
Hochachtungsvoll,
Türkiye Cumhuriyeti Cumhurbaşkanı Recep Tayyip Erdoğan’ın dikkatine
Sayın Cumhurbaşkanı,
meslektaşlarımız Deniz Yücel, Meşale Tolu ve şu anda Türkiye’de siyasi gerekçelerle gözlatına alınmış bütün diğer Sayın Cumhurbaşkanı, meslektaşlarımızı desteklemek amacıyla size başvuruyoruz.
Temsil ettiğimiz kurumlar onlarca yıldan beri yurt dışına gazeteci araştırma gezileri düzenlemekte, yabancı ülkelerde araştırma faaliyetlerini finanse etmekte ve gazeteciler arasında sınırlar ötesi işbirliğini teşvik etmektedir. Her ülkede görev yapan meslektaşlarımızla fikir alışverişine değer biçiyor, herhangi bir gündeme hizmet etmeksizin, serbest ve dengeli bir haberciliği arzu ve teşvik ediyoruz.
Ancak bunun için söz konusu ülkelerde gazetecilerin arzu ettiği herkese ulaşabilmesinin ve serbest araştırma yapmasının mümkün olması; görüştüğümüz insanların ve meslektaşlarımızın siyasi takibata uğramaktan korkusu olmaması da gerekiyor.
Dengeli habercilik yapabilmek için gazetecilerin tarafların hepsinin bakış açısını ve düşüncelerini tanıması şarttır; ancak bu şekilde habercilik bir ülkenin karmaşık yapısını hakkıyla yansıtabilir. Globalleşen bir dünyada karşılıklı anlayışı, ortak yanlarımızı güçlendirmek ve farklılıklarımızı vurgulamak için yabancı ülkelerden haber akışı olması gerektiğine inanıyoruz. Bu tür bir çalışma, kendi kabuğundan çıkıp, dünyaya açılma cesaretini ve bunun beraberinde getirdiği güçlükleri göğüslemeyi gerektirir. Deniz Yücel ve birçok başka meslektaşımızın yaptıkları çalışmalarla her gün kanıtladığı bir cesarettir bu.
Bu nedenlerle sizi, ülkenizde basın ve düşünce özgürlüğünü korumaya çağırıyoruz. Bunlar demokrasinin ayrılmaz birer unsurudur. Aynı zamanda sizi, siyasi nedenlerle gözlatına alınarak tutuklanan Deniz Yücel, Alman gazeteci Meşale Tolu ile ülkenizdeki bütün diğer yabancı meslektaşlarımızı ve tutsakları derhal serbest bırakmaya davet ediyoruz. Ayrıca sizden, daha fazla vakit geçirmeden Türkiye’de yaşayan ve siyasi nedenlerle gözaltına alınmış ya da tutuklanmış bütün meslektaşlarımızın serbest bırakılmasını ve onların adil yargılanma haklarına saygı gösterilmesini talep ediyoruz.
Saygılarımızla,