Wie wirkt die „Schocktherapie“? Ein Jahr Argentinien unter Milei

Recherchereise vom 09. bis 23. November 2024

Foto: Josephine Schulz

Seit Jahrzehnten sucht Argentinien einen Weg aus der Dauer-Wirtschaftskrise. Der selbsternannte „Anarcho-Kapitalist“ Javier Milei hat im vergangenen November mit dem Versprechen einer radikalen Schocktherapie die Präsidentschaftswahl gewonnen. Seine Vision: Den Staat „zerstören“, um die Wirtschaft zu retten.

Und Milei macht Ernst: Subventionen und Sozialprogramme wurden gestrichen, tausende im öffentlichen Dienst entlassen, der Staat wird radikal geschrumpft. Milei setzt auf Privatisierung und Deregulierung – und Anreize für Großunternehmen im Bergbau- und Energiesektor. 

Tatsächlich ist die Inflation in den vergangenen Monaten zurückgegangen, gleichzeitig schlitterte Argentinien in eine Rezession, mehr als die Hälfte der Menschen lebt mittlerweile unter der Armutsgrenze. 

Gesellschaftspolitisch positioniert sich Milei weniger freiheitlich. Er macht Stimmung gegen Feminismus und die LGBTIQ-Community. Die Frauen- und Queerbewegung sieht lang erkämpfte Rechte in Gefahr. Journalist*innen werden angefeindet, die Pressefreiheit steht unter Druck, gegen Demonstrierende wird mit harten Repressionen vorgegangen. 

Die argentinische Bevölkerung steht diesem radikalen Kurs tief gespalten gegenüber. Seit Monaten gibt es Massenproteste, gleichzeitig bleibt der Zuspruch für Milei in Umfragen hoch. 

Themen

Wir möchten uns vor Ort mit den wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Konsequenzen der von Milei ausgerufenen ‚Schocktherapie‘ beschäftigen. Die erste Hälfte der Reise werden wir in Buenos Aires verbringen und wollen dort wir mit unterschiedlichen Akteuren (politische Entscheider*innen, Zivilgesellschaft, soziale Bewegungen, Unternehmer*innen) zusammenkommen. Wir planen Vernetzungstreffen mit Journalist*innen vor Ort, sowie Besuche von Unternehmen und sozialen Einrichtungen.

In Deutschland und Europa setzen Unternehmen und Regierungen zudem große Hoffnungen in Argentinien als Lieferant von Rohstoffen und Energie für die hiesige Transformation. Wir wollen vor Ort recherchieren, welche Potenziale und Risiken das für die Bevölkerung bedeutet. Wir planen eine Reise in den Nordwesten des Landes, um uns einen Einblick in den Bergbau-Sektor – insbesondere die Lithium-Förderung – zu verschaffen. 

Außerdem wollen wir uns im Zentrum der agrarindustriellen Produktion (Provinzen Córdoba / Santa Fe) mit den Potenzialen sowie ökologischen und sozialen Folgen der hochproduktiven und exportorientierten Landwirtschaft beschäftigen. 

Reise und Kosten 

Teilnehmen können zehn Kolleg*innen, die zum Zeitpunkt der Reise nicht älter als 39 Jahre sein sollten, da der Verein journalists.network e.V. der Förderung junger Medienschaffenden und des publizistischen Nachwuchses verpflichtet ist.

Wer von einer Redaktion geschickt wird, zahlt 850 Euro. Selbstzahlende zahlen 750 Euro, Volos und Journalistenschüler*innen 700 Euro. In den Kosten enthalten sind der Flug von Deutschland (wahrscheinlich von Berlin oder Frankfurt) nach Buenos Aires und zurück, Reisen innerhalb Argentiniens sowie die Unterkunft vor Ort inkl. Frühstück. 

Bewerbung

Bewerbungsschluss für die Reise nach Argentinien ist der 04. September 2024. Aus der Bewerbung sollten die beruflichen Schwerpunkte und die persönliche Motivation hervorgehen, in Argentinien zu recherchieren. Neben Lebenslauf und maximal drei Arbeitsproben bitten wir darum, zwei unverbindliche Rechercheideen kurz zu skizzieren, die ihr gern im Zuge der Reise umsetzen möchtet. Wir werden versuchen, einige Themenvorschläge der ausgewählten Reiseteilnehmer*innen in das offizielle Programm einzubauen.

Bitte nennt uns auch eine realistische Einschätzung eurer Spanischkenntnisse, damit wir wissen, ob und inwieweit wir auf der Reise Übersetzung benötigen. 

Die Bewerbungsunterlagen sind in Form einer einzigen pdf-Datei an argentinien@journalists-network.org zu schicken. Eine Rückmeldung gibt es wenige Tage nach Ende der Bewerbungsfrist. 

Teilnahmebedingungen

Die Bedingungen für die Teilnahme an unseren Reisen (z.B. Versicherungsschutz) finden sich hier.

Für Argentinien ist bei direkter Einreise aus Deutschland keine Impfung verpflichtend, Impfempfehlungen sowie weitere Reise- und Sicherheitshinweise finden sich auf der Seite des Auswärtigen Amtes (wir planen keine Reise in die genannten Gelbfiebergebiete): https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/argentiniensicherheit/201326

Bitte beachtet: Mit der Bewerbung erklären sich die Bewerber*innen damit einverstanden, dass ihre Daten gemäß DSGVO durch journalists.network e.V. zum Zwecke der Durchführung des Projekts „Recherchereise nach Argentinien” verarbeitet werden.

Der Verein

Journalists.network e.V. organisiert seit mehr als 25 Jahren Recherchereisen für junge Kolleg:innen, um zum Verständnis anderer Länder beizutragen und den journalistischen Nachwuchs in der Auslandsberichterstattung zu fördern. Unser Verein lebt vom ehrenamtlichen Engagement. Deshalb erwarten wir von den Teilnehmenden aktive Beteiligung. Wir freuen uns, wenn über die Reise hinaus Interesse besteht, sich in unserem Netzwerk zu engagieren.

Organisation:

Die Reise findet in Kooperation und mit finanzieller Unterstützung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit statt. Die Organisation der Reise wird zudem gefördert aus Mitteln des EU-Projekts „EU DEAR-Project Rebooting the Food System: Youth Engagement for Agroecology and Due Diligence“ und der Deutsche E-Metalle AG. Die Organisator*innen sind Josephine Schulz (Freie Journalistin, hauptsächlich für den Deutschlandfunk) und Alexander Gerst (Redakteur und politischer Korrespondent für DW News). Fragen beantworten die Organisator*innen unter argentinien@journalists-network.org.

Weitere Informationen finden sich auf unserer Website sowie bei Instagram und Facebook.

Wir freuen uns auf zahlreiche Bewerbungen!

Das Team von journalists.network