Auf den Spuren des Klimawandel am Horn von Afrika
Recherchereise nach Somaliland vom 20. bis 30. November 2022
Hilfsorganisationen und die Vereinten Nationen warnen aktuell vor der schlimmsten Dürre am Horn von Afrika seit 40 Jahren. Vier Mal in Folge ist die Regenzeit ausgefallen, eine Besserung ist nicht in Sicht. Ein Grund für die anhaltende Trockenheit ist der Klimawandel. Wie die anderen Länder der Region trifft er auch Somaliland, einen de-facto-Staat im Norden Somalias, der sich 1991 für unabhängig erklärte, von der Staatengemeinschaft jedoch nie anerkannt wurde.
Im Rahmen einer jn-Alumnireise wollen wir im November 2022 dort recherchieren. Die Themen Hauptthema dabei ist der Klimawandel und seine Auswirkungen.
Durch die Dürre ist Landwirtschaft oft keine Option mehr: Die wenigen fruchtbaren Böden erodieren, der Grundwasserspiegel sinkt, die Quellen versiegen. Das Vieh verendet. Immer mehr Hirten müssen abgemagerte Rinder unter Preis verkaufen und in die Stadt ziehen, um dort irgendwie ein Auskommen zu finden. Und auch Nahrungsmittelimporte sind kein verlässlicher Ersatz: So sind etwa die Einfuhren von Weizen aus der Ukraine seit Beginn des Krieges in Osteuropa eingebrochen – und die Preise zudem stark gestiegen. Ein großes Problem, denn vor dem Krieg bezog Somaliland Weizen fast ausschließlich von dort. Das Ergebnis all dessen ist eine verheerende Ernährungskrise.
Im Welthunger-Index liegt Somalia als Gesamtstaat auf dem 116. und damit letzten Platz. Somalia ist damit aktuell das einzige Land, dessen Hungersituation laut Index „gravierend“ ist. Sowohl den Ursachen als auch den Auswirkungen des Hungers wollen wir auf der Reise nachgehen. Und wir wollen uns damit beschäftigen, mit welchen Ideen und Methoden die Menschen in Somaliland und die internationalen Helfer gegen die Not angehen.
Ein weiteres Thema ist die politische Situation Somalilands. Einerseits ist man stolz auf das stabile demokratische System, das nach der Abspaltung vom Rest Somalias im Jahr 1991 entstanden ist. Im Gegensatz zu anderen Teilen der Region herrscht in Somaliland Frieden. Andererseits ist das politische System langsam und kompliziert, die Pressefreiheit unter Druck und Wahlen finden nur unregelmäßig statt. Ganz aktuell sind für den 13. November 2022 Präsidentenwahlen vorgesehen – Beobachter gehen aber von einer Verschiebung aus. Wie demokratisch ist Somaliland also wirklich?
Außerdem wollen wir auch zur Frage der Unabhängigkeit recherchieren: Warum erkennt (außer Taiwan) kein einziger Staat der Welt Somaliland als unabhängig an? Und was bedeutet dieser Schwebezustand für die Entwicklung des Landes?
Ob nun politisch unabhängig oder nicht: Seit einigen Jahren versucht Somaliland, zumindest wirtschaftlich unabhängiger zu werden und setzt dabei auf Transport und Logistik. Treiber und Aushängeschild ist der Hafen von Berbera, wo im Sommer 2021 ein neues Containerterminal eröffnet wurde. Man hofft darauf, von der Lage am Golf von Aden – und damit an der wichtigsten Schifffahrtsroute zwischen Europa und Asien – zu profitieren. Berbera soll zum internationalen Drehkreuz aufsteigen und zugleich das Hinterland, vor allem Äthiopien, beliefern. Aber sind diese Pläne auch realistisch? Und wer profitiert von diesen Investitionen?
Reise und Kosten
Die Recherchereise nach Somaliland findet vom 20. bis zum 30. November 2022 statt. Die vollständigen Teilnahmebedingungen – auch was den Versicherungsschutz angeht – sind unter http://journalists-network.org/recherchereisen/teilnahmebedingungen/ zu finden.
Bewerbung
Die Bewerbungsphase ist abgeschlossen, alle Teilnehmer*innen ausgewählt und informiert.
Organisation
Die Recherchereise nach Somaliland wird unterstützt von den Hilfsorganisationen Welthungerhilfe, Handicap International und CARE. Organisiert wird die Reise von Jonas Gerding (freier Journalist), Max Kuball (Deutschlandfunk Kultur) und Elisa Rheinheimer (freie Journalistin), die leider nicht mitreisen wird. Fragen zur Reise beantworten die Organisatoren unter somaliland@journalists-network.org.