Brücke oder Bollwerk? Estland zwischen Europa und Russland

jn-Recherchereise vom 30.09. bis 07.10.2017 nach Tallinn, Tartu und Narva

Foto: Adrian Hartschuh

Estland hat in diesem Jahr die EU-Ratspräsidentschaft übernommen – das Land gilt inzwischen als Erfolgsgeschichte der europäischen Integration. Aber Estland steht auch zwischen Ost und West. Wie steht es um das Verhältnis zwischen Estland und dem großen Nachbarn im Osten? Welche Bedeutung nimmt das kleine Land in der aktuellen Eiszeit zwischen Russland und Europa ein: Brücke oder Bollwerk? Eine Frage, die wir vor Ort beantworten wollen.

Die NATO stationiert aktuell rund 4.000 Soldaten im Baltikum. An der Grenze zu Russland fühlen wir den estnisch-russischen Beziehungen auf den Zahn. So werden wir etwa Narva besuchen, das Zentrum der russischsprachigen Minderheit im Land, wir treffen uns in Tallinn mit Vertretern der russischsprachigen Vereine und planen einen Besuch bei ETV+, einem staatlichen Fernsehsender, der nur auf Russisch sendet und dem TV-Programm des großen Nachbarn im Osten etwas entgegensetzen will. Mit der Sicherheitsfrage beschäftigen wir uns im Baltic Defence College in Tartu, eine Ausbildungsstätte für baltische Führungsoffiziere und ein Think-Tank, wenn es um die Frage geht, ob Russland eine militärische Bedrohung für die kleinen baltischen Staaten darstellt.

Auch sonst ist Estland ein aufregendes Ziel für Journalisten: Wie hat es das kleine Land geschafft, in den Zukunftsfeldern Digitalisierung und Bildung europaweit führend zu werden? Laut der jüngsten PISA-Studie haben die Esten das leistungsfähigste Bildungssystem des Kontinents. Wir besuchen das Bildungsministerium in Tartu ebenso wie eine estnische Schule. Die Digitalisierung ist in Estland so weit vorangeschritten wie in kaum einem anderen europäischen Land. Aber profitiert davon auch die gesamte Gesellschaft? Was sich im Land der „Singenden Revolution“ in den letzten Jahren im Bereich der jungen Kreativ- und Musikszene getan hat, darüber wollen wir mit Jazzmusikern in Tallinn sprechen – denn Estland hat eine der lebendigsten Jazz-Szenen Europas.

journalists.network ist ein gemeinnütziger Verein, in dem Journalisten ehrenamtlich Reisen für junge Kollegen organisieren. Wir wollen nicht nur zum Verständnis fremder Länder beitragen, sondern auch den journalistischen Nachwuchs in der Auslandsberichterstattung fördern. Unser Verein lebt vom ehrenamtlichen Engagement, deshalb erwarten wir auch von unseren Teilnehmern eine aktive Beteiligung. Außerdem freuen wir uns, wenn über die Reise hinaus Interesse besteht, sich in unserem Netzwerk zu engagieren.

Die Reise wird organisiert und begleitet von Benedikt Schulz (Deutschlandfunk), Marieke Einbrodt (Stiftung Warentest) und Michael Olmer (Bayerischer Rundfunk). Finanziell unterstützt wird sie von Air Baltic, dem Dienstleistungsunternehmen Arvato, dem Estonian Tourist Board, der estnischen EU-Ratspräsidentschaft, Tallink Hotels und dem Välisministeerium, dem estnischen Außenministerium.