Demokratie auf Chinesisch: Taiwan vor der Wahl

Recherchereise vom 21. November bis 1. Dezember 2019 nach Taipeh und Kaohsiung

Seit der Wahl der taiwanischen Präsidentin Tsai Ing-wen vor drei Jahren haben sich die Beziehungen zwischen China und Taiwan deutlich verschlechtert. 2016 hatte die Fortschrittspartei DPP die Wahlen mit dem Versprechen gewonnen, anders als die Vorgängerregierung wieder stärker auf Distanz zu Peking zu gehen. Als Reaktion auf die Weigerung, eine abgeschwächte Form des Ein-China-Prinzips zu unterstützen, kappte Peking seine offiziellen Kanäle nach Taipeh.

Zwei Monate vor den Wahlen im Januar 2020 wollen wir uns vor Ort einen Überblick über die Lage in dem demokratischen Inselstaat verschaffen. Welchen Einfluss haben die Massendemonstrationen in Hongkong auf die Wahlen in Taiwan? Welche Rolle spielen die USA und der Handelsstreit zwischen Washington und Peking? Wie sehen junge Menschen das Verhältnis zu Festlandchina?

Die Menschen in Taiwan werden bei der Präsidentschaftswahl eine richtungsweisende Entscheidung treffen müssen: In Taiwan verfolgt man die Proteste in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong mit Sorge. Viele fürchten, dass ihnen dasselbe Schicksal droht, wenn sich Taiwan an China annähert. Das könnte Tsai Ing-wens Chancen auf eine Wiederwahl verbessern. Trotzdem könnte sich die Mehrheit der Bevölkerung für die KMT entscheiden, die eine politische Versöhnung mit China fordert und damit eine Entspannung der politischen Lage verspricht. Um die Situation in Taiwan vor den Wahlen zu verstehen, werden wir mit Vertretern der Parteien und unabhängigen Experten sprechen sowie Vertreter der Zivilgesellschaft und Bürgerinnen und Bürgern des Landes treffen.

Wirtschaftliche Abhängigkeit von Festlandchina

Darüber hinaus wird die wirtschaftliche Entwicklung des Landes ein Themenschwerpunkt unserer Reise sein. Früher war Taiwan Weltmarktführer in der effizienten Massenproduktion von Elektronik. Doch China und andere Länder haben aufgeschlossen. Taiwan muss neue Wachstumsmodelle entwickeln, will es langfristig wettbewerbsfähig bleiben. Die wirtschaftliche Abhängigkeit von Festlandchina ist auch ein politischer Faktor, der Einfluss auf die Wahlen hat. Für Einblicke in die taiwanische Wirtschaft werden wir uns mit Vertretern von Unternehmen und jungen Start-ups treffen und den größten taiwanischen Hightech-Park besuchen. Zudem treffen wir uns mit deutschen Unternehmen, die mit uns über Taiwan als Standort für die deutsche Industrie sprechen. Vor Ort werden wir uns auch mit den zivilgesellschaftlichen Herausforderungen beschäftigen, zu denen Probleme wie steigende Mieten und Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen gehören.

Als dritten Themenschwerpunkt werden wir uns mit den kulturellen Aspekten Taiwans beschäftigen. Dafür reisen wir in den Süden nach Kaohsiung, der inoffiziellen Kulturhauptstadt des Landes.

Reise und Kosten

Die Recherchereise nach Taiwan findet vom 21. November bis zum 1. Dezember 2019 statt. Wer von einer Redaktion geschickt wird oder hauptsächlich für diese Beiträge realisiert, zahlt 850 Euro; Selbstzahler 750 Euro und Volontäre 700 Euro. In den Kosten enthalten sind der Flug (Hin- und Rückflug Berlin – Taipeh), Inlandstransfers und die Unterkunft im Doppelzimmer mit Frühstück. Die Anreise zum Flughafen sowie die Kosten für Mittag- und Abendessen während der Reise tragen die Teilnehmer in der Regel selbst.

An der Recherchereise nach Taiwan können zehn Journalistinnen und Journalisten teilnehmen, die nicht älter als 39 Jahre sind. Die Altersgrenze besteht, da journalists.network e.V. sich der Förderung junger Medienschaffender und des publizistischen Nachwuchses verpflichtet fühlt. Zudem lebt unser Verein vom ehrenamtlichen Engagement, wir sind kein Reisebüro für Journalisten. Deshalb erwarten wir von den Teilnehmern eine aktive Beteiligung auf der Reise und freuen uns, wenn darüber hinaus Interesse besteht, sich in unserem Netzwerk zu engagieren.

Bewerbung

Bewerbungsschluss ist der 9. September 2019. Aus der Bewerbung sollten die beruflichen Schwerpunkte und die persönliche Motivation hervorgehen, in Taiwan zu recherchieren. Neben Lebenslauf und maximal drei Arbeitsproben bitten wir darum, zwei Recherchethemen zu skizzieren, die auf der Reise umgesetzt werden sollen. Wir werden versuchen, einige Themenvorschläge der ausgewählten Reise-Teilnehmer in das offizielle Programm einzubauen.

Die Bewerbungsunterlagen sind in Form einer PDF-Datei an taiwan@journalists-network.org zu schicken. Eine Rückmeldung gibt es wenige Tage nach Ende der Bewerbungsfrist. Die Bedingungen für die Teilnahme an unseren Reisen – auch was den Versicherungsschutz angeht – finden sich hier.

Mit der Bewerbung erklären sich die Teilnehmer damit einverstanden, dass ihre Daten gemäß DSGVO durch journalists.network e.V. zum Zwecke der Durchführung des Projekts „Recherchereise nach Taiwan“ verarbeitet werden.

Organisation

Die Recherchereise nach Taiwan wird unter anderem von der Taipeh Vertretung in Deutschland und dem Adolf Würth GmbH & Co. KG Taiwan Branch Office unterstützt. Organisiert und geleitet wird die Reise von Andre Zantow (Deutschlandradio) und Felix Lee (Die Tageszeitung/taz).

Fragen zur Reise beantworten die Organisatoren unter taiwan@journalists-network.org. Weitere Informationen finden sich auf unserer Website sowie bei Twitter und Facebook.