Dinks Erbe: Aufklärung und Dialog

Hintergrundgespräch mit Rakel Dink, Witwe von Hrant Dink, im Januar 2011

Klaus Heymach

Foto: Klaus Heymach

Vier Jahre ist es her, dass Hrant Dink auf offener Straße in Istanbul erschossen worden ist. Aus diesen Anlass hat journalists.network im Januar 2011 zu einem Hintergrundgespräch mit der Witwe des armenischen Journalisten, Rakel Dink, geladen. Im voll besetzten Konferenzraum des ARD-Hauptstadtstudios ging es um das Türkentum, die Geschichte und den mühsamen Kampf für Annäherung und Veränderung.

Rakel Dink machte aus ihrer Enttäuschung über die türkische Justiz keinen Hehl. Der zu Ende gehende Prozess gegen die Mörder ihres Mannes bringe kaum Klarheit, klagte die 51-Jährige. Nur so viel: Die Behörden hätten von den Attentatsplänen gewusst und die Hintermänner gedeckt. Die tödlichen Schüsse seien nur der Schlusspunkt einer jahrelangen Einschüchterungskampagne gewesen. Ganz im Sinne ihres ermordeten Mannes wollte die Vorsitzende der internationalen Hrant-Dink-Stiftung jedoch „nicht über die Toten, sondern über die Lebenden“ sprechen. Sie wolle den „Menschen ins Gewissen reden“, sagte Rakel Dink.

Wie Hrant Dink setzt sich auch seine Witwe weiter für den Dialog und die Verständigung zwischen Armeniern und Türken ein. Das Pressegespräch in Berlin war für Rakel Dink allerdings eine Besonderheit. In der Türkei sei das Interesse der Medien zwar auch groß, sagte sie. Dort nehme sie solche Termine allerdings nicht mehr wahr. „Was soll ich den türkischen Journalisten denn noch erzählen? Die wissen alles, schreiben alles …“, sagte Dink, um dann resigniert hinzuzufügen: „Und es nutzt trotzdem nicht viel.“