„Tuchfühlung mit den Akteuren, dafür war ich zuständig“

Hintergrundgespräch mit Syrien-Experte Carsten Wieland im Januar 2020

Text: Max Kuball – Foto: Alexander Moritz

Jahrelang hat er in Genf an der Lösung des Syrien-Konflikts gearbeitet, seit kurzem ist er zurück in Berlin: Der Diplomat und Autor Carsten Wieland. Also haben wir die Chance genutzt und ihn – solange die Eindrücke und Einblicke noch frisch sind – zu einem jn-Hintergrundgespräch eingeladen. In den Räumen des iac Berlin stellte sich Wieland zwei Stunden lang den Fragen einer kleinen, aber interessierten Gruppe von Teilnehmern.

Wieland begann den Abend, indem er ein bisschen über seinen Werdegang erzählte. Wie er als ausgebildeter Journalist (und Vorsitzender von journalists.network) zu einem Kenner der arabischen Welt, vor allem Syriens wurde. Wie ihn seine langjährigen Kontakte zu fortschrittlich denkenden Gruppen in Syrien zu einem wertvollen Mittler im syrischen Bürgerkrieg werden ließen. Und wie er – vom Auswärtigen Amt nach Genf entsandt – den UN-Sondergesandten Brahimi, de Mistura und Pedersen dabei half, Regierung und Opposition zu Gesprächen an einen Tisch zu bringen. „Tuchfühlung mit den Akteuren, dafür war ich zuständig“, umschrieb er seine Genfer Aufgabe.

Daneben ging es aber auch viel um die Wurzeln des Konflikts, seinen Einschätzungen zur Rolle der UN, Russlands und Machthaber Assads, um die heutige Lage sowie mögliche Zukunftsszenarien. Besonders optimistisch blickt Wieland dabei nicht in die Zukunft: In fünf bis zehn Jahren werde Syrien noch immer ein destabilisiertes Land mit vielen Teilkonflikten sein, so seine Prognose.