Medien im Nahen Osten: TV-Revolution in Arabien?

Gespräch mit dem Medienwissenschaftler Adel Iskandar im März 2010

Der ägyptische Medienwissenschaftler Adel Iskandar - Foto: Klaus Heymach

Der ägyptische Medienwissenschaftler Adel Iskandar – Foto: Klaus Heymach

Viele können nicht lesen und schreiben, sie haben keinen Zugang zu Bildung und Kultur – doch die Medienkompetenz in der arabischen Welt ist groß. Das ist die These von Adel Iskandar. „Wir haben dort wahre Medienrevolutionen erlebt“, sagte der ägyptischstämmige Medienwissenschaftler von der Georgetown University in Washington. Jeder arabische Haushalt empfange heute im Durchschnitt 240 Sender aus der Region – eine Vielfalt an Unterhaltung und Information, die selbst viele westliche Angebote in den Schatten stellt.

Am 11. März 2010 war Iskandar bei journalists.network zu Gast. Titel des Pressegesprächs, das in den Räumen der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin stattfand: „Between Fire and Quicksand: Conflict Journalism and the New Media Landscape in the Middle East.“

Die Berichterstattung über Konflikte in Gaza und im Libanon habe den Medien in der arabischen Welt neue Impulse gegeben, sagte Iskandar. Bevor der Satellitensender Al-Jazeera auf Sendung gegangen sei, seien „Reporter nie aufs Schlachtfeld“ gegangen. Das habe sich jetzt gründlich geändert – und auch in der Innenpolitik der arabischen Länder zu gesteigerter Transparenz geführt. Unabhängige Blogger in Ägypten oder im Iran setzten diesen Trend weiter fort. „Die Zukunft liegt im Internet“, sagte Iskandar. Der Libanon-Krieg sei der erste „Youtube-Krieg“ gewesen. Und auch die Proteste im Iran seien ohne die ungefilterte Online-Resonanz kaum vorstellbar gewesen.