60 Jahre Israel versus 60 Jahre Nakba: Ist die Zeit reif für Frieden im Nahen Osten?

Recherchereise nach Israel im Mai 2008

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Im Mai 2008 haben die Israelis den 60. Jahrestag der Gründung ihres Staates gefeiert. Sie taten es im Bewusstsein dessen, dass sein Fortbestehen immer noch nicht gesichert ist. Seit 1948, als der Staat Israel keine 24 Stunden nach seiner Ausrufung in seinem ersten Krieg stand, ist nie wieder Frieden eingekehrt in Nahost. Einer der Gründe: Was für die Israelis Grund zum Feiern ist, wird von den Palästinensern als Nakba, als Katastrophe erinnert. Die Nakba ist für Millionen vertriebene oder geflohene Palästinenser, die nach wie vor außerhalb ihrer Heimat leben, kein historisches Ereignis, sie ist gelebte Gegenwart. Weiterlesen …

„Eine Welt, ein Traum“? – Beijing vor den Olympischen Spielen

Recherchereise nach China im Frühjahr 2008

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Einen Satz hören wir in China immer wieder: „Ich habe keine Angst.“ Ding Ai sagt diesen Satz. Sie steht auf einem Bauschutt-Hügel und spricht in die Mikrofone, die wir ihr entgegenstrecken. Die Geschäftsfrau klagt über die Mauer mitten in ihrem Hof. Das Bauamt hat sie hochgezogen. Man wollte den hinteren Teil ihres Hofes enteignen, samt Gebäuden. Ding Ai riss die Mauer wieder ein, legte Beschwerde ein.

„Ich habe keine Angst“, sagt auch Teng Biao. „Ich bin darauf vorbereitet, verhaftet zu werden.“ Teng Biao ist Menschenrechtsanwalt. Wir treffen ihn in einem kleinen Zimmer unseres Pekinger Hotels. Die Hitze treibt uns Schweißperlen auf die Stirn. Die Klimaanlage muss ausbleiben, weil sonst ein Surren auf den Tonbänder bliebe. Wir fürchten, die Staatssicherheit könne unser Treffen stören, deshalb haben wir uns für das Hotelzimmer statt eines Cafés entschieden. Der 34-jährige Teng hat Erfahrung mit ausländischen Medien und mit der Staatssicherheit. „Als Intellektueller ist es meine Pflicht, für die Menschenrechte in China zu kämpfen“, sagt er. Wenige Tage später verliert Teng Biao seine Anwaltslizenz. Das liegt jedoch nicht an unserem Treffen, sondern an seiner Bereitschaft, Tibeter zu verteidigen, die bei den Unruhen im Frühjahr 2008 verhaftet wurden.

Wir sind überrascht über die Offenheit, mit der viele Chinesen Staat und Behörden kritisieren. Vor allem jene elf der insgesamt 16 Teilnehmer in unserer Gruppe, die zum ersten Mal in China sind, hätten das nicht erwartet. Am Ende unserer Reise ist klar: Die Antwort auf die Frage „Chinas Olympische Spiele: Eine Welt, ein Traum?“ lautet: Intellektuelle und Manager, Künstler und Bauern – sie alle haben verschiedene Träume und Vorstellungen. Weiterlesen …

Europas Südosten: Ballast oder Partner für die EU?

Recherchereise nach Albanien und Mazedonien im November 2007

Wenn George W. Bushs Armbanduhr angeblich abhanden kommt, sorgt ein Land wie Albanien kurzzeitig für Schlagzeilen. Ähnlich ergeht es Mazedonien, das ebenfalls selten in den europäischen Medien präsent ist.

Dabei können beide Länder mit interessanten Nachrichten aufwarten. Die Wirtschaft wächst, Skopjes und Tiranas attraktive Steuerpolitik zieht immer mehr ausländische Investoren in die Region. Albanien setzt auf ein neues Image als Tourismusziel, Mazedonien will sich im Energiesektor durch die geplante Ölpipeline vom Schwarzen Meer zur Adria positionieren. Mazedonien hat seit 2005 EU-Kandidatenstatus, Albanien schloss 2006 ein Stabilitäts- und Assoziierungsabkommen mit Brüssel. Weiterlesen …

Strategischer Partner oder bedrohliche Großmacht?

Recherchereise nach Russland im Oktober 2007

Die Reisegruppe auf dem Roten Platz in Moskau

Die Reisegruppe auf dem Roten Platz in Moskau

In einer für Russland wegweisenden Phase reiste eine Gruppe von journalists.network nach Moskau und in die Ural-Stadt Perm. Die Teilnehmer trafen Politiker, Oligarchen und Jugendaktivisten und erlebten die Nervosität des russischen Wirtschaftsbooms.

Moskau, so wurde deutlich, ist zu einer vor Geld strotzenden, vibrierenden Metropole geworden. Nicht enden wollende Automassen wälzen sich durch die Innenstadt, unterbrochen allenfalls hin und wieder von einem mit Blaulicht geschmückten Funktionärsauto. Mit Spannung erwartet die Stadt, was aus Präsident Wladimir Putin wird. Die Antworten auf diese Frage aber sind fast so zahlreich wie die Bevölkerung selbst. Weiterlesen …

Wirtschaftliche Integration und politische Autonomie

Recherchereise nach China, Hongkong und Taiwan im Mai 2007

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„Sie sind im falschen Jubiläumsjahr gekommen“, begrüßte uns Ex-Financial-Times-Korrespondent David Dodwell in Hongkong. Nicht die Rückgabe der Kronkolonie an China am 1. Juli 1997 sei das einschneidende Ereignis für die Hafenstadt gewesen, sagt Dodwell, der mittlerweile als Regierungs- und Logistikberater tätig ist. „2008 ist das eigentliche Jubiläumsjahr“, fügte er hinzu. Dann jähre sich zum 30. Mal die Einleitung der wirtschaftlichen Öffnungspolitik in China durch den ehemaligen chinesischen Staatslenker Deng Xiaopings. Die Öffnung der Volksrepublik habe Hongkong stärker geprägt als alle anderen Ereignisse der Vergangenheit zusammengenommen. Weiterlesen …

Wege aus der Dauerkrise

Recherchereise auf die Philippinen im März 2007

Trotz des immensen Müllproblems und der Armut des Landes blickten wir vielerorts in fröhliche Gesichter.

Trotz des immensen Müllproblems und der Armut des Landes blickten wir vielerorts in fröhliche Gesichter.

Die Philippinen – der südostasiatische Archipel aus mehr als 7700 Inseln – befinden sich in einer Dauerkrise: Ein funktionierendes Sozialsystem ist nicht vorhanden, Vetternwirtschaft und schwache politische Führung verhindern den wirtschaftlichen Aufschwung. Negativmeldungen über politisch motivierte Morde und Umweltkatastrophen prägen das Image des Landes in der Welt. Vor der Parlamentswahl am 14. Mai 2007 bereisten zwölf Teilnehmer vom 19. bis 29. März die Hauptstadt Manila und Teile der südlich von Manila gelegenen Inselgruppe der Visayas. Weiterlesen …

Alte Probleme, neue Wunden: Was Israelis und Palästinenser auf dem Weg zum Frieden blockiert

Recherchereise nach Israel im Dezember 2006

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Die israelischen Truppen sind wieder aus dem Libanon abgezogen. Doch die Situation im Nahen Osten erscheint nach dem Feldzug genauso verfahren wie zuvor. Ein Ende der Besatzung im Westjordanland steht für Israel zurzeit nicht mehr zur Diskussion. Die politische Führung in Gaza ist nicht zuletzt wegen inner-palästinensischer Auseinandersetzungen handlungsunfähig. Zu den alten Problemen sind neue Wunden hinzugekommen, und niemand scheint einen Plan für einen Ausweg aus der Sackgasse zu haben.

Die Selbstblockaden auf dem Weg zum Frieden stoßen auf immer größeres Unverständnis. Unsere Recherchereise konzentrierte sich deshalb auf die grundlegenden israelisch-palästinensischen Probleme. Dabei wollten wir auch die psychologische Wirkung des andauernden Konflikts betrachten: Steht Israel sich mit seinen Sicherheitsbedürfnissen selbst im Weg? Welche Rolle spielt das israelische Militär bei politischen Entscheidungen? Wie groß ist der Rückhalt der Hamas-Regierung in der Bevölkerung? Was bedeutet die anhaltende Besatzung für die palästinensische Gesellschaft?

Dies waren nur einige Fragen, denen wir in Gesprächen mit Betroffenen, Experten und Politikern beider Seiten nachgingen. Außerdem sahen wir uns die wirtschaftliche Situation der Palästinenser und den israelischen Siedlungsbau aus der Nähe an. Mit israelischen und palästinensischen Kollegen diskutierten wir die Berichterstattung über den Konflikt und ihre Arbeitsbedingungen.

journalists.network reiste 2006 zum elften Mal in den Nahen Osten. Diese Reise wurde organisiert von Ulrike Putz (freie Autorin, Berlin), Karin Wenger (freie Autorin, Zürich) und Alexandra Werdes (ARD aktuell, Hamburg) und gefördert von der Lufthansa AG und der Haim Saban Foundation. Weiterlesen …

Unbekanntes Arabien

Alumni-Recherchereise in den Jemen im November 2006

Fotos: Klaus Heymach

OLYMPUS DIGITAL CAMERATerroristen und Stammeskrieger haben dem Jemen international negative Schlagzeilen eingebracht. Doch das Land hat weit mehr Facetten: Zwischen Hochgebirge und Wüste haben sich Traditionen und Religion bewahrt wie in sonst keinem arabischen Land. Zugleich ist der Jemen die einzige Republik auf der arabischen Halbinsel; unzählige NGOs streiten dort für Veränderungen.

Zwölf jn-Alumni reisten am 18. November für eine Woche in den Süden der arabischen Halbinsel, um sich selbst ein Bild des einstigen „Arabia Felix“ zu machen. Der erste Eindruck bei der Ankunft am Abend war tatsächlich der eines glücklichen, märchenhaften Landes: Die im Dunkeln bunt leuchtenden Fenster der Turmhäuser in der Altstadt von Sanaa ließen an 1001 Nacht denken. Weiterlesen …

Türkei, Zypern und der EU-Beitritt

Recherchereise nach Ankara und Lefkosa/Nikosia im November 2006

Die Europäische Union hat grundsätzlich beschlossen, die Beitrittsgespräche mit der Türkei zu beginnen. Dennoch bleibt die anvisierte Mitgliedschaft des europäisch -asiatischen Staates zum europäischen Staatenbund weiter umstritten – sowohl in Europa als auch in der Türkei. Ein entscheidendes Hindernis könnte dabei nach wie vor die Zypern-Frage darstellen. Seit Jahrzehnten scheitern die Versuche, die geteilte Mittelmeerinsel wieder zu vereinigen. Während sich die türkischen Nord-Zyprioten mehrheitlich für eine Vereinigung aussprechen, lehnt die Mehrheit der griechischen Süd-Zyprioten dies ab. Wie in einem Brennglas zeigen sich zugleich auf Zypern die Probleme der EU mit der Türkei – und umgekehrt. Weiterlesen …

Serbien und Kosovo am Scheideweg

Recherchereise im Oktober 2006

Serbiens Präsident Boris Tadic mit der jn-Gruppe in Belgrad. Beim Gespräch im Präsidialamt erkannte Tadic offen an, dass das Kosovo für Serbien nicht zu halten ist

Serbiens Präsident Boris Tadic mit der jn-Gruppe in Belgrad. Beim Gespräch im Präsidialamt erkannte Tadic offen an, dass das Kosovo für Serbien nicht zu halten ist.

Im Februar 2006 begannen in Wien unter Vermittlung der Vereinten Nationen Verhandlungen zwischen Serben und Albanern über den künftigen Status des Kosovo. Chefunterhändler Ahtisaari wollte bis Ende des Jahres die Weichen stellen. Doch das Verfassungsreferendum und Neuwahlen in Serbien verzögerten den Prozess.

In genau jener politischen Gemengelage reiste die jn-Gruppe von zwölf Redakteurinnen und Redakteuren aus Deutschland und der Schweiz zunächst nach Belgrad. Weiterlesen …