Energie tanken zwischen Kühen und Seen
Herbst-Tagung 2009 in Mecklenburg-Vorpommern

Irgendwo im Nirgendwo zwischen Hamburg und Berlin, umringt von Kühen und Seen, trafen sich die journalists.network-Interessierten aus ganz Deutschland zur Herbst-Tagung 2009. Zwei Tage lang gegenseitiges Kennenlernen und Vorbereiten auf die Reisen im kommenden Jahr – das war das Ziel des Treffens in Klocksin in Mecklenburg-Vorpommern. Schließlich lebt das Netzwerk vom Engagement all der Journalisten, die Reisen organisieren. Und gerade weil das in diesem Jahr durch die Wirtschaftskrise schwieriger geworden ist, gab das Treffen in Klocksin einen neuen Motivationsschub. Weiterlesen …
Ein Jahr nach dem Krieg
Recherchereise nach Georgien im Juli 2009

Der Krieg um die separatistischen Gebiete Südossetien und Abchasien hat im Sommer 2008 die Weltöffentlichkeit aufgerüttelt. Ein Jahr danach konnte im Kaukasus von Stabilität keine Rede sein. Neue Konflikte lauerten und konnten jederzeit wieder ausbrechen. Wir, eine 12-köpfige Gruppe von Print- und Radiojournalisten, sind im Juli 2009 nach Georgien aufgebrochen, um diese Spannungen aus nächster Nähe mitzuerleben und darüber zu berichten.
Die Reise begann sehr gemütlich in der Russischen Botschaft zu Berlin. Pressereferenten schilderten uns die russische Sicht der Dinge und führten uns ein Propagandavideo mit drastischen Kriegsbildern vor – welch stimmungsvoller Auftakt für unsere Reise in den Kaukasus. Weiterlesen …
EU-Erweiterung: Die zwei „Neuen“
Recherchereise nach Bukarest und Sofia im November 2008
Text: Rita Nikolow

Pompöses Bukarest: Der Parlamentspalast.
Rumänien und Bulgarien – das gehört für viele Europäer zusammen. Weil sie Nachbarländer sind und seit 2007 die beiden jüngsten Mitglieder der EU. Untereinander ist die Beziehung aber nicht gerade innig. Bulgaren und Rumänen wissen eigentlich erstaunlich wenig voneinander. Sechs Tage lang haben wir zu elft Bukarest und Sofia bereist und sind am Ende vollgestopft mit tausend Ideen, Eindrücken, ebenso vielen Böreks und allermindestens ebenso vielen Geschichten heimgekehrt. Um Korruption und Armut ging es in vielen Interviews und Begegnungen in den beiden Hauptstädten; zum Beispiel mit Rumäniens ehemaligem Ministerpräsidenten Adrian Nastase, den wir in seinem Wahlkreis besucht haben, zwei Wochen vor den rumänischen Parlamentswahlen. Weiterlesen …
Zwischen Rückfall und Reformen
Recherchereise in die Türkei im November 2008

Kaum ein Land der westlichen Welt hat in den letzten Jahren einen so rasanten Modernisierungsprozess durchgemacht wie die Türkei. Seit dem Regierungsantritt der gemäßigt islamischen AKP und Tayyip Erdogans triumphaler Wiederwahl im vergangenen Jahr durchläuft die Türkei einen teils hart umkämpften politischen Reformprozess.
Die Wirtschaft ist aufgeblüht, doch die Gesellschaft ist gespalten angesichts der Lagerkämpfe zwischen Religiösen und Nationalisten. Vor wenigen Monaten wäre die mit satter Mehrheit regierende AKP fast verboten worden, zudem stockt der EU-Beitrittsprozess, und der politisch-gesellschaftliche Kampf um die nationale Identität und den Umgang mit den Minderheiten hält an. Weiterlesen …
Raki, Rock, Redaktionelles
13 Jahre journalists.network: Alumni-Treffen in Istanbul im Juni 2008
Text: Christian Thiele

Über uns die Sterne. Unter uns der Fluss. In uns ein paar mehr oder ein paar wenige Gläser Raki. Um uns herum das Funkeln tausender Lichter, von illegalen, halblegalen und vielleicht mitunter sogar legalen Bauten. Vor uns eine lange Nacht: Nein, eine abendliche Bootspartie auf dem Bosporus ist nicht unbedingt der falscheste Ort für ein standesgemäßes journalists.network-Event. So geschehen Mitte Juni 2008 in Istanbul.
Istanbul ist in diesen Tagen eine merkwürdige Stadt: In manchen Vierteln ist der Ausschank von Alkohol verboten, andere werden von den Reiseführern als die hippsten, wildesten und durchgeknalltesten „places to be“ auf dem ganzen Planeten angepriesen. Weiterlesen …
Afrikas Tor nach Europa
Recherchereise nach Marokko im Mai/Juni 2008

Die Kasbah Ait Ben Haddou im Südosten Marokkos hat schon als Kulisse für Hollywood-Filme gedient.
Nach den Anschlägen von Casablanca 2003 und Madrid 2004 bestimmten Berichte über Terror, Islamisierung und die radikalen Maßnahmen, mit denen die Regierung in Rabat gegen mutmaßliche Extremisten vorging, lange Zeit die Schlagzeilen aus Marokko. Doch mittlerweile scheint der autoritär herrschende König Mohammed VI. die Bedrohung unter Kontrolle gebracht zu haben. Mehr noch: als moderater Reformer begegnet das Staatsoberhaupt den Extremisten im eigenen Land mit der Förderung eines friedvollen Islams. Weiterlesen …
60 Jahre Israel versus 60 Jahre Nakba: Ist die Zeit reif für Frieden im Nahen Osten?
Recherchereise nach Israel im Mai 2008

Im Mai 2008 haben die Israelis den 60. Jahrestag der Gründung ihres Staates gefeiert. Sie taten es im Bewusstsein dessen, dass sein Fortbestehen immer noch nicht gesichert ist. Seit 1948, als der Staat Israel keine 24 Stunden nach seiner Ausrufung in seinem ersten Krieg stand, ist nie wieder Frieden eingekehrt in Nahost. Einer der Gründe: Was für die Israelis Grund zum Feiern ist, wird von den Palästinensern als Nakba, als Katastrophe erinnert. Die Nakba ist für Millionen vertriebene oder geflohene Palästinenser, die nach wie vor außerhalb ihrer Heimat leben, kein historisches Ereignis, sie ist gelebte Gegenwart. Weiterlesen …
„Eine Welt, ein Traum“? – Beijing vor den Olympischen Spielen
Recherchereise nach China im Frühjahr 2008

Einen Satz hören wir in China immer wieder: „Ich habe keine Angst.“ Ding Ai sagt diesen Satz. Sie steht auf einem Bauschutt-Hügel und spricht in die Mikrofone, die wir ihr entgegenstrecken. Die Geschäftsfrau klagt über die Mauer mitten in ihrem Hof. Das Bauamt hat sie hochgezogen. Man wollte den hinteren Teil ihres Hofes enteignen, samt Gebäuden. Ding Ai riss die Mauer wieder ein, legte Beschwerde ein.
„Ich habe keine Angst“, sagt auch Teng Biao. „Ich bin darauf vorbereitet, verhaftet zu werden.“ Teng Biao ist Menschenrechtsanwalt. Wir treffen ihn in einem kleinen Zimmer unseres Pekinger Hotels. Die Hitze treibt uns Schweißperlen auf die Stirn. Die Klimaanlage muss ausbleiben, weil sonst ein Surren auf den Tonbänder bliebe. Wir fürchten, die Staatssicherheit könne unser Treffen stören, deshalb haben wir uns für das Hotelzimmer statt eines Cafés entschieden. Der 34-jährige Teng hat Erfahrung mit ausländischen Medien und mit der Staatssicherheit. „Als Intellektueller ist es meine Pflicht, für die Menschenrechte in China zu kämpfen“, sagt er. Wenige Tage später verliert Teng Biao seine Anwaltslizenz. Das liegt jedoch nicht an unserem Treffen, sondern an seiner Bereitschaft, Tibeter zu verteidigen, die bei den Unruhen im Frühjahr 2008 verhaftet wurden.
Wir sind überrascht über die Offenheit, mit der viele Chinesen Staat und Behörden kritisieren. Vor allem jene elf der insgesamt 16 Teilnehmer in unserer Gruppe, die zum ersten Mal in China sind, hätten das nicht erwartet. Am Ende unserer Reise ist klar: Die Antwort auf die Frage „Chinas Olympische Spiele: Eine Welt, ein Traum?“ lautet: Intellektuelle und Manager, Künstler und Bauern – sie alle haben verschiedene Träume und Vorstellungen. Weiterlesen …
Europas Südosten: Ballast oder Partner für die EU?
Recherchereise nach Albanien und Mazedonien im November 2007
Wenn George W. Bushs Armbanduhr angeblich abhanden kommt, sorgt ein Land wie Albanien kurzzeitig für Schlagzeilen. Ähnlich ergeht es Mazedonien, das ebenfalls selten in den europäischen Medien präsent ist.
Dabei können beide Länder mit interessanten Nachrichten aufwarten. Die Wirtschaft wächst, Skopjes und Tiranas attraktive Steuerpolitik zieht immer mehr ausländische Investoren in die Region. Albanien setzt auf ein neues Image als Tourismusziel, Mazedonien will sich im Energiesektor durch die geplante Ölpipeline vom Schwarzen Meer zur Adria positionieren. Mazedonien hat seit 2005 EU-Kandidatenstatus, Albanien schloss 2006 ein Stabilitäts- und Assoziierungsabkommen mit Brüssel. Weiterlesen …
Strategischer Partner oder bedrohliche Großmacht?
Recherchereise nach Russland im Oktober 2007

Die Reisegruppe auf dem Roten Platz in Moskau
In einer für Russland wegweisenden Phase reiste eine Gruppe von journalists.network nach Moskau und in die Ural-Stadt Perm. Die Teilnehmer trafen Politiker, Oligarchen und Jugendaktivisten und erlebten die Nervosität des russischen Wirtschaftsbooms.
Moskau, so wurde deutlich, ist zu einer vor Geld strotzenden, vibrierenden Metropole geworden. Nicht enden wollende Automassen wälzen sich durch die Innenstadt, unterbrochen allenfalls hin und wieder von einem mit Blaulicht geschmückten Funktionärsauto. Mit Spannung erwartet die Stadt, was aus Präsident Wladimir Putin wird. Die Antworten auf diese Frage aber sind fast so zahlreich wie die Bevölkerung selbst. Weiterlesen …