Hostwriter ist online
jn-Spinoff für kooperativen Journalismus gestartet

Im Mai 2014 ist hostwriter online gegangen! Die gemeinnützige Plattform für Journalisten ermöglicht Kooperationen unter Kollegen auf der ganzen Welt. „Schluss mit dem Ellenbogen-Journalismus“ titelte Meedia.de im November 2013, „Wie aus Journalisten Komplizen werden sollen“ hieß es in der Januar-Ausgabe des „journalist“. Über hostwriter können sich Kollegen mit Tipps gegenseitig unterstützen, zu Recherche-Teams zusammen schließen oder ihr Gästezimmer zur Verfügung stellen. Unser Claim: „hostwriter: find a story – find a colleague – find a couch“! Die Idee entstand im Vorstand von journalists.network – und wir laden alle unsere Mitglieder herzlich ein, bei hostwriter mitzumachen! Das Team sucht derzeit nach Botschaftern, die hostwriter in ihrer Stadt oder ihrem Land unterstützen. Du hast Interesse? Willkommen im Team!
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Big Debates im hohen Norden
Recherchereise nach Finnland im März 2014
Text: Daniel Sprenger – Fotos: Max Kuball & Daniel Sprenger

„Are you famous?“ Mit dieser Frage an den Thriller-Autoren Antti Tuomainen entsteht gleich mit der ersten Begegnung unserer Recherchereise in Finnland im März 2014 das den Trip prägende geflügelte Wort. Das dürfte Organisator Max aber so nicht klar gewesen sein, als er auf die Idee kam, dass Tuomainen mehr als nur ein passables Jogi-Löw-Double sein könnte. Auf bescheidene Art wischt Tuomainen die Unterstellung größerer Bekanntheit beiseite und macht weiter mit seiner Stadtführung durch den Stadtteil Töölö (wo er auch einmal gewohnt hat). Beim Bau der in den Felsen gehauenen Kirche habe es eine „big debate“ gegeben. Auch als nahe des Busbahnhofs ein Andachtsraum aus Holz aufgestellt wurde, sei es in der Stadt zu einer „big debate“ gekommen. Und beim Bau des Kunstmuseums – oh wei, das war eine wirkliche „big debate“.
Offenbar wird in Finnland gerne und engagiert diskutiert – der Autor liefert damit einen Vorschmack auf die folgenden Tage, in denen wir uns vor allem um drei Themenfelder kümmern: Neben der finnischen Literatur und den „Wahren Finnen“ steht vor allem die Energiepolitik im Vordergrund der Reise. Und immer wieder gutes Essen. Weiterlesen …
Zwischen Castro und Cola: Ein Land sucht seine Zukunft
Recherchereise nach Kuba im Januar/Februar 2014

Foto: Michael Stürzenhofecker
Zwölf junge Journalisten aus Print, Online, Hörfunk und Fernsehen haben sich im Zuge einer Recherchereise von journalists.network aufgemacht, die sozialistische Insel zu erkunden. Havanna, Vinales, Pinar del Rio, Matanzas und Varadero hießen die Stationen zwischen dem 22. Januar und dem 4. Februar.
Die Reise wurde organisiert von den freien Journalisten Wiebke Keuneke (rbb, radio Eins), Jenny Marrenbach (rbb, WDR, DLF) und Michael Stürzenhofecker (ZEIT online, tagesschau.de). Finanziell unterstützt wurde sie von AvenToura, Condor, Deutsche Welthungerhilfe und Mercedes-Benz. Weiterlesen …
Zwischen Macht und Ohnmacht: Indien vor den Wahlen
Recherchereise nach Indien im November 2013
Text: Anne Schade – Foto: Jürgen Webermann

Er hat sich in seinem Büro einen kleinen Schrein gebaut: Auf einem Tischchen steht ein Teller mit Blütenblättern, daneben leuchtet eine Kerze auf das Foto von Abijit Dutt. Der Mann, mittleres Alter, indische Oberschicht, lächelt milde in die Kamera. Dutt will mit seiner Partei, der Kongresspartei, das schaffen, was schon bei der letzten Parlamentswahl vor vier Jahren gelungen ist: Die Mehrheit holen und weiter regieren. Darum zieht er durch seinen Wahlkreis, ein Slumgebiet, spricht vor Anwohnern und erinnert sie, dass es Indien doch gut gehe, viel besser als vor einigen Jahren. Das Parlament tue alles, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten. Nein, eigentlich gebe es kaum Probleme im Land, sagt er.
Dutt ist sicher einer der polarisierendsten Gesprächspartner, die wir – eine Gruppe junger Journalisten aus Deutschland und der Schweiz – während unserer Recherchereise im November 2013 in Indien treffen. Eine Woche lang haben wir die Möglichkeit, das politische Geschehen vor der Parlamentswahl im Frühjahr 2014 in Indien kennenzulernen. Also: Welche Themen sind im Wahlkampf wichtig? Wer organisiert die Wahl? Wie funktioniert das elektronische Wahlverfahren? Ist das sicher? Warum sind ausländische Wahlbeobachter nicht zugelassen? Und welchen Wahlversprechen kann man überhaupt glauben? Weiterlesen …
Olympische Winterspiele unter Palmen
Recherchereise nach Sotschi im November 2013
Text: Lars Spannagel – Fotos: Friedel Taube

Schon vor dem Start der Reise zeigt sich, wie sensibel das Thema „Sotschi 2014“ in Russland behandelt wird. Erst heißt es, ein normales Visum werde für die Einreise reichen. Dann teilt die russische Botschaft in Berlin kurzfristig mit, ohne eine Akkreditierung des Außenministeriums könne man zwar gerne in Sotschi landen, das Flughafengelände aber wohl eher nicht verlassen. Hektisch kümmern sich Organisatoren und Teilnehmer der jn-Recherchereise um Passfotos und Entsendungsschreiben ihrer Chefredakteure, per Kurier kommt alles gerade noch rechtzeitig in Moskau an. Am 9. November landen 13 Reisende – zwei Organisatoren, elf Teilnehmer zwischen 22 und 35 Jahren aus Print, Radio, TV und Online – sowie Dolmetscher Wladimir in Sotschi, um eine Woche lang die Vorbereitungen für die 22. Olympischen Winterspiele drei Monate vor dem Entzünden des olympischen Feuers umfassend und detailliert zu beobachten. Weiterlesen …
„Mehr als Bundeswehr und unterdrückte Frauen“
Afghanistan-Gespräch mit Adrienne Woltersdorf im April 2013

Sicherheit, Demokratie, Frauenrechte – es gibt viele Themen, über die man im Zusammenhang mit Afghanistan kontrovers diskutieren kann. Das haben wir am 14. April 2013 in Berlin getan: beim Hintergrundgespräch mit den jn-Alumni Adrienne Woltersdorf (Leiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kabul) und Cem Rifat Sey (freier Journalist).
Dabei kritisierte Adrienne Woltersdorf die deutschen Medien scharf: Zum einen glänzten sie durch Abwesenheit (in Kabul gibt es keine ständigen Korrespondenten aus Deutschland). Zum anderen herrsche die Auffassung, man könne nur mithilfe der Bundeswehr „embedded“ aus Afghanistan berichten: „Kein Flug, keine Story“. So komme es aber zu verzerrten Darstellungen – beispielsweise über die Rolle der Bundeswehr in Afghanistan, die im Land selber nur ein „kleiner Player“ sei.
Ein weiteres Missverständnis sieht Adrienne Woltersdorf bei der „Frau als Headline“: In Deutschland würde der Eindruck erweckt, in Afghanistan gehe es nicht um die Bekämpfung von Al-Quaida und Kämpfern der Taliban, sondern um die „Befreiung der Frau“. Der mediale Fokus auf unterdrückte Frauen und Hilfsprojekte, die afghanische Frauen unterstützen, könnten diese jedoch in Gefahr bringen: „Man wird sich an den Frauen rächen, sobald die ausländischen Truppen abgezogen sind.“
Adrienne Woltersdorf beobachtet einen „neuen Konservativismus“ in Afghanistan, den sie auch als Gegenreaktion auf die „belehrende Demokratie“ der westlichen Truppensteller sieht: Es werde selten auf Augenhöhe diskutiert, so dass bei vielen Afghanen der Eindruck entstanden sei, dass „die Demokratie dazu da ist, ihnen die Religion wegzunehmen.“ Sie selbst beobachtet Tendenzen der Radikalisierung: „Die Burka kommt zurück.“
Schätze am Polarkreis
Recherchereise nach Lappland im März 2013
Text: Birte Schmidt

Eisenerz, Kupfer und Seltene Erden, Wasser und Wind, aber auch die Kälte und das Meer: Lappland, am nördlichen Ende Europas, ist reich an Bodenschätzen und alternativen Energien – und könnte in absehbarer Zukunft zu einem der wichtigsten Rohstofflieferanten des Kontinents werden. Im März 2013 haben zwölf junge Journalistinnen und Journalisten vor Ort recherchiert, welche Bedeutung Schweden und Norwegen künftig für die europäische Wirtschaft einnehmen könnten.
In Stockholm, Luleå, Piteå, Gällivare, Kiruna, Abisko, Riksgränsen, Narvik, Harstad und Tromsø trafen wir auf Bergarbeiter, Klima-Forscher und Wirtschafts-Experten, auf kreative Visionäre und clevere Unternehmer. Wir haben unter anderem hautnah erlebt, wie abhängig die Menschen im Norden von der Rohstoffgewinnung sind – und wir haben über den Pragmatismus gestaunt, den die Bewohner Kirunas angesichts des Umzugs ihrer Stadt an den Tag legen. Weiterlesen …
Ausgezeichneter Empfang
Mitgliederversammlung in Berlin im Februar 2013

Die einen gerade aus Brasilien zurückgekehrt, die anderen im Aufbruch zum Polarkreis. Das diesjährige Jahrestreffen am 2. Februar in Berlin im ARD-Hauptstadtstudio fand quasi im Transit statt. Und wie immer wenn sich die jn-Organisatoren treffen, sind die Gedanken sowieso in fernen Ländern: Nach Indien soll es in 2013 gehen, an Reisen nach Taiwan, Russland, Ghana, Kuba und Israel wird gearbeitet. In neuer Aufstellung im Vorstand und in den Projektteams kann die Zukunft beginnen! Angestoßen haben wir aber auch auf die vergangenen Projekte: In der Bar „Meisterschüler“ in der Friedrichstraße waren alle Alumni und hoffentlich-bald-Alumni zum Jahresempfang eingeladen.
In Kooperation mit der Otto Sprenger Stiftung wurde beim Jahresempfang auch erstmals der Otto-Sprenger-Preis für Auslandsberichterstattung verliehen. Der Preis soll künftig jedes Jahr auf dem jn-Jahresempfang verliehen werden. Der Preis soll junge Fernseh-Autoren ehren, die sich durch besondere Eigeninitative bei Themenfindung, Recherche und Dreh vor Ort auszeichnen. Besonders gewürdigt werden Leistungen von Journalisten, die noch nicht über ein ausgereiftes berufliches Netzwerk, finanziellen Vorschüsse und juristische Absicherung verfügen. Der erste Preisträger des Otto-Sprenger-Preis für Auslandsberichterstattung ist Darko Jakovljevic (Arte). Weiterlesen …
Brasiliens Boom: Strohfeuer oder Zeitenwende
Recherchereise nach Rio, Belo Horizonte und Sao Paulo im Januar 2013
Text: Jan Mallien

Foto: Pauline Tillmann
Unser Besuch in der größten Favela Rios beginnt an einer Seilbahnstation. Ein Menschenpulk drängt sich vor den Gondeln an der Station im Complexo do Alemão. Aus Lautsprechern wird klassische Musik gespielt. Fast ist es wie an den musikalischen U-Bahnhöfen in München. Mit einem Unterschied: Hier im Menschenpulk vor der Gondel steht ein Polizist mit kugelsicherer Weste und Maschinenpistole.
Der Besuch im Complexo do Alemão ist die letzte Station unserer Brasilien-Reise vom 19. bis 29. Januar 2013. Mit 12 Journalisten erkunden wir in zehn Tagen die drei größten Städte des Landes: Belo Horizonte, Sao Paulo und Rio de Janeiro. Für Ökonomen gehört Brasilien zu den neuen Stars der Weltwirtschaft. Unter der Überschrift „Brasiliens Boom: Strohfeuer oder Zeitenwende?“ wollen wir rausfinden, was dahinter steckt. Weiterlesen …
Neue Projekte bei Picknick und Grill
Sommerklausur 2012: Brasilien, China und andere Reisepläne
Am 1. September haben wir uns mit rund 15 Kolleginnen und Kollegen zur journalists.network-Sommerklausur in Berlin getroffen. Wegen des schönen Spätsommerwetters und eines kleinen Problems mit dem Schlüssel für unseren eigentlichen Treffpunkt, die taz-Dachterrasse, verlegten wir das Treffen kurzerhand in den Kreuzberger Besselpark.
Auf dem Programm standen natürlich vor allem Ideen für kommende jn-Recherchereisen. So soll es noch bis zum Jahresende 2012 nach Brasilien gehen, 2013 ist eine weitere Indienreise eingeplant. Auch China soll bald wieder auf dem Programm stehen. Darüber hinaus wurden auf der Sommerklausur ganz neue Projekte vorgestellt: zum Beispiel Reisen nach Algerien und Finnland. Außerdem freuen wir uns darauf, im kommenden Jahr eine neue Internetplattform von Journalisten für Journalisten zu starten. Vom Park aus zogen wir am Nachmittag weiter zum Landwehrkanal, wo wir die Sommerklausur beim Grillen ausklingen ließen.