Kolumbiens historische Chance

jn-Recherchereise nach Kolumbien vom 8. bis 22.11.2016

Foto: Nicolas Martin

Fotos: Nicolas Martin

Nach mehr als fünf Jahrzehnten Bürgerkrieg haben sich die kolumbianische Regierung und die Farc-Rebellen im August auf einen Friedensvertrag geeinigt. Für das Land und seine Bevölkerung bedeutet dies eine Zeitenwende. Und doch ist der Friedensvertrag erst der Beginn eines langen Prozesses. Wird die Entwaffnung der Guerilleros funktionieren? Wie sollen sie in den politischen Prozess integriert werden? Wird die voraussichtlich milde Bestrafung der Kämpfer von der Gesellschaft mitgetragen werden? Viele Fragen sind noch immer ungeklärt und spalten die Gesellschaft. Ob der Vertrag in dem obligatorischen Referendum, das kurz nach der Unterzeichnung stattfinden soll, Zustimmung findet, ist darum alles andere als sicher.

Der Konflikt hat nicht nur das Leben der Kolumbianer geprägt, sondern auch den Ruf des Landes beeinflusst: Kolumbien hat auf Reisende wie Investoren lange abschreckend gewirkt. Seit der Jahrtausendwende aber hat sich einiges getan: Bis zum vergangenen Jahr verzeichnete das Land eine der höchsten Wachstumsraten Lateinamerikas; das BIP pro Kopf hat sich innerhalb von nur zehn Jahren verdreifacht, so dass Kolumbien inzwischen zu einem regionalen Schwergewicht geworden ist. Viele internationale Firmen haben sich inzwischen im Land niedergelassen. Mit Blick auf die Versöhnung zwischen Regierung und Guerilla rechnen Politiker und Unternehmer bereits mit einer „Friedensdividende“.

Auch die Zahl der ausländischen Besucher hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Kolumbien bietet nämlich viel mehr als karibische Strände: Mehr als 5000 Meter hohen Berge, 31 Nationalparks und fantastische Touren im Dschungel am Amazonas. Der Friedensvertrag wird darum nicht nur auf die Bevölkerung große Auswirkungen haben; er dürfte auch Kolumbiens Position in der Region weiter stärken.

Die Themen

Kolumbien (1 von 1) Kolumbiens Vielfalt ist allein in der Hauptstadt nicht zu erfassen. Deshalb wird uns die Recherchereise nicht nur nach Bogotá, sondern auch nach Medellín und an die Karibikküste führen. Neben der Unesco-Weltkulturerbe-Stadt Cartagena werden wir auch Barranquilla sowie den Tayrona-Nationalpark besuchen.

Thematisch möchten wir uns möglichst viel mit dem Friedensprozess beschäftigen. Unsere Gesprächspartner sind divers: Vom hochrangigen Politiker bis zum Kleinbauern, vom Unternehmer bis zum Investor möchten wir erfahren, was sie sich von der Zeit nach dem Friedensschluss erhoffen und wo sie die größten Herausforderungen sehen.

Besonders stark hat die Landbevölkerung unter dem Konflikt gelitten. Millionen von „Campesinos“ sind von ihrem Grund vertrieben worden. Ihr Schicksal interessiert uns ebenso wie ihre Arbeit. Da ein ansehnlicher Anteil des Kaffees, den wir in Europa konsumieren, von kolumbianischen Plantagen stammt, wollen wir zudem einen Blick auf die Kaffeeproduktion werfen und erfahren, unter welchen Umständen er gepflanzt und gepflückt wird.

Schließlich möchten wir herausfinden, ob Kolumbiens Kulturszene mehr zu bieten hat alsKolumbien (9 von 1) Gabriel Garcia Marquez und Shakira – und was aus Medellín geworden ist, seit Pablo Escobar das Zeitliche gesegnet hat.

Organisation

Die Recherchereise nach Kolumbien wird unterstützt von Adveniat e.V., Fairtrade Deutschland, Daimler, Herrenknecht, KonTour Travel, der Standortförderung in Medellín und Barranquilla sowie der Hotelgruppe Dorada Plaza. Organisiert und geleitet wird die Reise von Nicole Anliker und Nina Belz (beide Neue Zürcher Zeitung), Nicolas Martin (Deutsche Welle) und Lukasz Tomaszewski (Funkhaus Europa).

Fragen zur Reise beantworten die Organisatoren unter kolumbien@journalists-network.org.