60 Jahre Israel versus 60 Jahre Nakba: Ist die Zeit reif für Frieden im Nahen Osten?

Recherchereise nach Israel im Mai 2008

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Im Mai 2008 haben die Israelis den 60. Jahrestag der Gründung ihres Staates gefeiert. Sie taten es im Bewusstsein dessen, dass sein Fortbestehen immer noch nicht gesichert ist. Seit 1948, als der Staat Israel keine 24 Stunden nach seiner Ausrufung in seinem ersten Krieg stand, ist nie wieder Frieden eingekehrt in Nahost. Einer der Gründe: Was für die Israelis Grund zum Feiern ist, wird von den Palästinensern als Nakba, als Katastrophe erinnert. Die Nakba ist für Millionen vertriebene oder geflohene Palästinenser, die nach wie vor außerhalb ihrer Heimat leben, kein historisches Ereignis, sie ist gelebte Gegenwart.

Im November 2007 wurde in Annapolis ein neuer Versuch unternommen, einen Frieden zu finden. Das ehrgeizige Ziel, einen Staat Palästina bis Ende 2008 zu schaffen, scheint schon jetzt nicht mehr erreichbar, zumal nicht alle Palästinenser und Israelis an den Verhandlungen beteiligt sind. Israel und die Fatah verhandeln, der von der Hamas regierte Gazastreifen, in dem mit 1,5 Millionen Palästinensern ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung lebt, steht bei den Gesprächen jedoch außen vor.

Die Lage im Nahen Osten erscheint verfahrener denn je. Israel und die Palästinenser müssen sich entscheiden, welchen Weg sie einschlagen wollen: Ist die Spaltung der Palästinenser eine historische Chance, die es Israel und moderaten Palästinensern ermöglicht, sich auf die Lösung eines 60 Jahre alten Konflikts zu einigen? Oder ist die Schaffung eines palästinensischen Staats auf Grund der Spaltung weiter entfernt denn je?

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Zerschossene Scheiben: Eine Reise in den Nahen Osten erfordert auch Risikobereitschaft

Denn wie stabil wäre ein Frieden oder gar ein Staat, der einen großen Teil der Palästinenser nicht mit einbezieht? Kann es sich die Fatah leisten, einem Gutteil des palästinensischen Volkes den Rücken zuzukehren? Wird Jerusalem versuchen, die Hamas mit militärischen Mitteln und/oder einem anhaltenden Boykott auszuschalten oder wird es schließlich doch das Gespräch mit den Islamisten suchen? Und wie wird sich die Hamas verhalten? Wird sie den Staat Israel doch irgendwann anerkennen und eine Lösung suchen oder wird sie am bewaffneten Kampf festhalten? Wie sind die wirtschaftlichen Aussichten für die Region?

Dies sind nur einige der Fragen, denen wir bei dieser Reise in Gesprächen mit Betroffenen, Experten und Politikern beider Seiten nachgegangen sind. In Jerusalem, Tel Aviv und Ramallah wollten wir hören und sehen, wie diejenigen, für die der Nahostkonflikt Alltag ist, die Zukunft sehen. Mit Besuchen historischer Stätten wollten wir ein Schlaglicht auf die Genese des Konflikts werfen. Mit israelischen und palästinensischen Kollegen diskutierten wir zudem die Berichterstattung über den Konflikt und ihre Arbeitsbedingungen.

Organisatoren dieses Programms waren Karin Wenger (Neue Zürcher Zeitung), Ulrike Putz (SPIEGEL Online) und Mark Schieritz (Die Zeit). Die Recherchereise wurde von der Eurohypo Bank und von der Lufthansa unterstützt.