Ein russisches Sommermärchen? Russland vor der Fußball-Weltmeisterschaft

Recherchereise nach Russland im April/Mai 2018

Text: Kathrin Breer und Niklas Schenk – Fotos: Hendrik Maaßen

Als im Mai die Nachricht durchsickert, dass der ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt kein Visum für Russland erhalten solle und deshalb nicht zur Fußball-WM reisen dürfe, denken elf Teilnehmer der Recherchereise von journalists.network: Hajo Seppelt? War da nicht was? In Sotschi?

Ja, da war tatsächlich was – am letzten Tag unserer Reise bei einem Termin mit Anatoli Pochomow, dem Bürgermeister von Sotschi. Lange im Voraus hatten wir uns um ein Interview bemüht. Als es endlich klappte, kamen neben Pachomow mehrere Mitarbeiter aus seinem Presseteam, Fotografen und ein Kamerateam zum Treffpunkt. Der lag nicht in einem Büro, sondern im Stadtpark vor der Stadtverwaltung. Eine komische und nicht abgesprochene Situation, die uns in Verlegenheit brachte, da wir während des Interviews  fotografiert und gefilmt werden sollten. Wofür das Material verwenden werden sollte und von welchem Sender Fotografen und Kameramänner kamen, wollte man uns nicht verraten.

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The Estonian Dream

Recherchereise nach Estland im September/Oktober 2017

Text: Julius Heeke – Fotos: Adrian Hartschuh

„I will change the world“, sagt Reelika Alunurm, Studierendensprecherin der Universität Tartu, auf die Frage nach ihrer Zukunft, und wir zweifeln keine Sekunde daran. Das Leuchten in den Augen, dieser ansteckende Enthusiasmus begegnet uns nämlich nicht zum ersten Mal in Estland. Wir schreiben Tag sechs und erfahren einiges über das zumindest laut Pisa-Studie so erfolgreiche Bildungssystem in Estland. Zum Beispiel auch, dass die estnischen Schüler bei Pisa exzellent abgeschnitten haben – dass aber auch der Konkurrenzdruck zwischen den Schülerinnen und Schülern als ausgesprochen hoch gilt.

Die Esten sind so unkompliziert, Probleme sind Herausforderungen und kein Grund von einer Idee zurückzuschrecken, schwärmt Christoph Eichhorn. Seine Begeisterung für Estland teilt der deutsche Botschafter gleich zu Beginn unserer Reise in einem ausführlichen Hintergrundgespräch. Estland, ein junges Land, junge Regierung, voll junger Ideen, aber auch alter Probleme. Estland und die Superlative: das digital Wonderland, die Ideenschmiede, das Start-Up-Paradies, die Pisatestsieger, aber auch Estland als ehemaliger Teil der Sowjetunion, als Übergang oder Bollwerk zu Russland. Um dem auf den Grund zu gehen, besuchen wir in den kommenden sieben Tagen drei Städte: Die Hauptstadt Tallinn, Narva an der Grenze zu Russland und die Universitätsstadt Tartu.

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Olympische Winterspiele unter Palmen

Recherchereise nach Sotschi im November 2013

Text: Lars Spannagel – Fotos: Friedel Taube

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Schon vor dem Start der Reise zeigt sich, wie sensibel das Thema „Sotschi 2014“ in Russland behandelt wird. Erst heißt es, ein normales Visum werde für die Einreise reichen. Dann teilt die russische Botschaft in Berlin kurzfristig mit, ohne eine Akkreditierung des Außenministeriums könne man zwar gerne in Sotschi landen, das Flughafengelände aber wohl eher nicht verlassen. Hektisch kümmern sich Organisatoren und Teilnehmer der jn-Recherchereise um Passfotos und Entsendungsschreiben ihrer Chefredakteure, per Kurier kommt alles gerade noch rechtzeitig in Moskau an. Am 9. November landen 13 Reisende – zwei Organisatoren, elf Teilnehmer zwischen 22 und 35 Jahren aus Print, Radio, TV und Online – sowie Dolmetscher Wladimir in Sotschi, um eine Woche lang die Vorbereitungen für die 22. Olympischen Winterspiele drei Monate vor dem Entzünden des olympischen Feuers umfassend und detailliert zu beobachten. Weiterlesen …

EURO 2012: Mehr als Fußball

Recherchereise nach Polen und die Ukraine im Januar/Februar 2012

Text: Silke Offergeld – Fotos: Pauline Tillmann

bild_1_osteuropa-2012Vier Monate sind es noch bis zum Anpfiff der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine und eine selbst für diese Region ungewöhnliche Kältewelle legt sich gerade über beide Länder – und doch erweist sich der Termin für die journalists.network-Reise dorthin als perfekt gewählt. Denn gerade jetzt ist das Warschauer Nationalstadion endlich fertig geworden und feiert einen Tag nach der Ankunft der jn-Gruppe seine Eröffnung, mit Auftritten bekannter polnischer Bands und einem riesigen Feuerwerk.

Was, wie sich herausstellt, allerdings nicht fertig geworden ist: die Einlasspässe für alle akkreditierten Journalisten. Während der eine Teil der Journalistengruppe also in der VIP-Lounge des Stadions, in der noch der Baustaub auf dem Parkett liegt, der Pressekonferenz lauscht, steht der andere Teil zusammen mit einer Reihe polnischer Kollegen bei zweistelligen Minusgraden vor einem Container an und wartet darauf, dass der Ausweis aus dem Drucker kommt.

Straffes Programm: 5 Städte in 9 Tagen

Seit Bekanntgabe der UEFA-Entscheidung, das Turnier erstmals seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nach Osteuropa zu vergeben, kämpfen die ausrichtenden Länder der „EURO 2012“ gegen den Vorwurf an, sie seien nicht in der Lage, das Großereignis zu stemmen. Einen Eindruck davon zu bekommen, wie weit die Vorbereitungen für das Turnier tatsächlich sind, wie die Stimmung ist und wie die Zusammenarbeit beider Länder funktioniert, war Ziel der jn-Reise. Außerdem wollten wir der Frage nachgehen, was die beiden Länder eigentlich miteinander verbindet – außer dass sie das Turnier gemeinsam austragen. Die Reise führte in neun Tagen durch die fünf Städte Warschau, Lublin, Przemysl, Lemberg und Kiew, durchzogen von einem eng getakteten Programm voller Gespräche mit Politikern, Funktionären, Wissenschaftlern und Journalisten vor Ort. Die Akkreditierungs-Ausfälle am Nationalstadion waren da am Ende nur noch ein kleiner Mosaikstein im großen Ganzen. Weiterlesen …

Besuch beim „unbekannten Nachbarn“

Recherchereise nach Moldau im Dezember 2010

Text: Pauline Tillmann – Fotos: Pauline Tillmann & Max Kuball

Tracht

Arm gegen reich, Russland gegen den Westen, transnistrischer Geheimdienst gegen friedliche Nichtregierungsorganisationen (NGOs) – Konflikte gibt es in dem kleinen Land zwischen der Ukraine und Rumänien genug. Also genau das Richtige für Journalisten. Trotzdem wissen auch gestandene Auslandsreporter kaum, ob es nun Moldawien oder Moldau heißt, wie man den Namen der Hauptstadt richtig ausspricht und wie das mit Transnistrien nun genau war. „Moldau – der unbekannte Nachbar“, lautete daher Ende November die treffende Überschrift der letzten Reise von journalists.network 2010. Eine Woche lang hatten die 15 Teilnehmer und Organisatoren Zeit, das Land zu erkunden – auf das Programme, Zeitungen und Nachrichtenticker bald voll sein würden von erhellenden Reportagen, Features und Hintergrundstücken. Die Organisatoren Pauline Tillmann und Oliver Bilger haben ein umfassendes Programm auf die Beine gestellt, das sich im Nachhinein wie ein klassisches Drama in fünf Akten liest. Weiterlesen …

Wohin steuert das Baltikum?

Recherchereise nach Tallinn und Riga im Oktober 2010

IMG_1521„Wohin steuert das Baltikum“ – genauer gesagt, wohin steuern Estland und Lettland? Unter diesem Motto haben wir uns im Oktober auf den Weg gemacht. Nach einer Woche Rundreise sind wir zwar nicht mit einer detaillierten Antwort zurückgekommen, aber mit neuem Wissen, vielen Eindrücken und tollen Kontakten.

Vier Schwerpunkt standen auf dem prall gefüllten Programm: Tallinn als Kulturhauptstadt Europas 2011, die Wirtschaftskrise und ihre Folgen, die Parlamentswahl in Lettland sowie die Energiepolitik der beiden Länder. Weiterlesen …

Neue Großmacht oder veralteter Petrostaat?

Recherchereise nach Russland im Mai 2010

Text: Evelyn Runge

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Die zwölf cremefarbenen Telefone habe er aus dem Kreml mitgebracht, sagt Dmitry Peskow, Pressesprecher von Wladimir Putin. Seinen Konferenztisch im Weißen Haus hat Peskow mit Buddha-Statuen dekoriert, das Fensterbrett mit einem Morgenstern. Eloquent und ruhig wie ein Buddha antwortet er auf jede Frage. Kritiker aber meinen, die Regierung agiere mit härterer Hand als noch vor wenigen Jahren. „Wir sind auf dem Weg in einen totalitären Staat“, sagt Michail Kassjanov, ehemaliger Premier und heutiger Leiter der Oppositionspartei „Volksdemokratische Union“.

Eine Woche lang hatten die zwölf Reiseteilnehmer Gelegenheit in Moskau und in Westsibirien zu recherchieren: Wirtschaftsmacht und innere Demokratisierung, Korruption und Justizreform, den Stellenwert von Pressefreiheit und politischer Opposition, Energie und Rohstoffe als Druckmittel in der Außenpolitik: Facettenreich und komplex wie die Themen selbst waren auch unsere Gesprächspartner. Weiterlesen …

Ein Jahr nach dem Krieg

Recherchereise nach Georgien im Juli 2009

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Der Krieg um die separatistischen Gebiete Südossetien und Abchasien hat im Sommer 2008 die Weltöffentlichkeit aufgerüttelt. Ein Jahr danach konnte im Kaukasus von Stabilität  keine Rede sein. Neue Konflikte lauerten und konnten jederzeit wieder ausbrechen. Wir, eine 12-köpfige Gruppe von Print- und Radiojournalisten, sind im Juli 2009 nach Georgien aufgebrochen, um diese Spannungen aus nächster Nähe mitzuerleben und darüber zu berichten.

Die Reise begann sehr gemütlich in der Russischen Botschaft zu Berlin. Pressereferenten schilderten uns die russische Sicht der Dinge und führten uns ein Propagandavideo mit drastischen Kriegsbildern vor – welch stimmungsvoller Auftakt für unsere Reise in den Kaukasus. Weiterlesen …

EU-Erweiterung: Die zwei „Neuen“

Recherchereise nach Bukarest und Sofia im November 2008

Text: Rita Nikolow

Pompöses Bukarest: Der Parlamentspalast.

Pompöses Bukarest: Der Parlamentspalast.

Rumänien und Bulgarien – das gehört für viele Europäer zusammen. Weil sie Nachbarländer sind und seit 2007 die beiden jüngsten Mitglieder der EU. Untereinander ist die Beziehung aber nicht gerade innig. Bulgaren und Rumänen wissen eigentlich erstaunlich wenig voneinander. Sechs Tage lang haben wir zu elft Bukarest und Sofia bereist und sind am Ende vollgestopft mit tausend Ideen, Eindrücken, ebenso vielen Böreks und allermindestens ebenso vielen Geschichten heimgekehrt. Um Korruption und Armut ging es in vielen Interviews und Begegnungen in den beiden Hauptstädten; zum Beispiel mit Rumäniens ehemaligem Ministerpräsidenten Adrian Nastase, den wir in seinem Wahlkreis besucht haben, zwei Wochen vor den rumänischen Parlamentswahlen. Weiterlesen …

Europas Südosten: Ballast oder Partner für die EU?

Recherchereise nach Albanien und Mazedonien im November 2007

Wenn George W. Bushs Armbanduhr angeblich abhanden kommt, sorgt ein Land wie Albanien kurzzeitig für Schlagzeilen. Ähnlich ergeht es Mazedonien, das ebenfalls selten in den europäischen Medien präsent ist.

Dabei können beide Länder mit interessanten Nachrichten aufwarten. Die Wirtschaft wächst, Skopjes und Tiranas attraktive Steuerpolitik zieht immer mehr ausländische Investoren in die Region. Albanien setzt auf ein neues Image als Tourismusziel, Mazedonien will sich im Energiesektor durch die geplante Ölpipeline vom Schwarzen Meer zur Adria positionieren. Mazedonien hat seit 2005 EU-Kandidatenstatus, Albanien schloss 2006 ein Stabilitäts- und Assoziierungsabkommen mit Brüssel. Weiterlesen …