journalists.network diskutiert beim #Campfire-Festival

Podiumsdiskussion am 31. August 2019 in Düsseldorf

Text: Benedikt Schulz – Fotos: Charlotte Horn

Wie steht es um die Auslandsberichterstattung in Zeiten schrumpfender Korrespondentennetze und wachsendem Spardrucks? Diese Frage stellte jn-Vorstandsmitglied Benedikt Schulz seinen Gästen in der jn-Diskussionsrunde beim #Campfire-Festival im August in Düsseldorf.

Viele Redaktionen sind immer weniger gewillt, in Auslandsrecherche zu investieren. Oft, weil ihnen in der sich verändernden Medienlandschaft das Geld dazu fehlt. Eine Lücke, die zunehmend von privaten Geldgebern gefüllt wird. Indirekt durch die Finanzierung von Journalismus-Stipendien, oft aber auch ganz direkt. Etwa, wenn Stiftungen eigene Recherchereisen organisieren, deren Inhalte sie dadurch bestimmen können.

Auf dem Podium diskutierten Matthias Beermann, Chefkorrespondent Ausland der Rheinischen Post, die freie Journalistin Julia Neumann, die aus Nordafrika und Westasien berichtet, sowie der jn-Vorsitzende Max Kuball. Die Diskussion verlief konstruktiv und dennoch hitzig – was nicht nur an der sommerlichen Hitze im taz-Zelt lag.

Matthias Beermann von der Rheinischen Post, selbst viele Jahre als Korrespondent in Paris tätig, brachte das derzeitige Dilemma auf den Punkt. Es werde zwar überall gespart, aber: „Auslandsberichterstattung war noch nie so wichtig wie heute.“ Darin waren sich im Prinzip alle einig. Gerade globale Entwicklungen wie der menschengemachte Klimawandel machten einen differenzierten Blick ins Ausland nötiger denn je.

Dabei böten sich für freie Reporter im Ausland durchaus viele Möglichkeiten, meinte Julia Neumann. Gerade weil sie nicht feste Korrespondentin ist, könne sie Auslandsgeschichten jenseits des klassischen Außenpolitik-Ressorts machen. Ein Problem sind und bleiben dennoch die Reisekosten. Max Kuball kritisierte, dass zu viele Medien sich in dieser Hinsicht einen schlanken Fuß machten. Ein Problem, das auch Beermann bewusst ist. Auch wenn sich die Rheinische Post immer noch regelmäßig an Reisekosten beteiligt.

Kontrovers wurde über das Engagement von Stiftungen diskutiert. Wann darf ich das Angebot einer Recherchereise annehmen – und wann mache man sich als Journalist mit der Agenda der Stiftung zu eigen? Beermann betonte neben anderen vor allem ein Kriterium: die Möglichkeit zur eigenen Recherche vor Ort und jenseits des Reiseprogramms.

Im Laufe der Diskussion wurde zudem deutlich, dass es in Deutschland ein sinkendes Interesse an Auslandsthemen gibt. Vor allem die Leserinnen und Leser, die online Medien konsumieren, interessierten sich wenig bis gar nicht für das Ausland, konstatierten Kuball und Beermann übereinstimmend. In der Print-Leserschaft sehe das noch anders aus. Damit handele es sich auch um eine Generationenfrage, vermuteten die Diskussionsteilnehmer. Die junge und online-affine Generation stärker für Auslandsthemen zu interessieren, sei damit eine der drängendsten Herausforderungen für Redaktionen in Deutschland.