Südostasiens Demokratien unter Druck
Recherchereise nach Thailand und Kambodscha vom 21. Mai bis zum 1. Juni 2018
Südostasien steht vor einem Superwahljahr – eigentlich. Denn ob diese Wahlen den Namen verdienen, ist fraglich. Nach Jahren der politischen Öffnung sind demokratische Werte und individuelle Freiheiten sowohl in Thailand als auch in Kambodscha, wo Ende Juli gewählt werden soll, unter Druck geraten.
Nach der Schreckensherrschaft der Khmer Rouge haben die Vereinten Nationen in Kambodscha versucht, ein demokratisches System aufzubauen. Doch Hun Sen, der das Land seit den achtziger Jahren regiert, hat es nach und nach ausgehebelt. Auch im Nachbarland Thailand sind kritische Stimmen praktisch verstummt, seitdem das Militär vor fast vier Jahren die Macht übernommen hat.
Die beiden Nachbarländer verbindet einiges – und doch sind sie höchst unterschiedlich. Vor allem im deutlich reicheren Thailand ist das Gefälle zwischen Stadt und Land immer noch sehr groß. Die Elite, die Medien – sie leben im Raum Bangkok und längst nicht alle sind begeistert davon, dass die für Ende des Jahres anberaumte Wahl nun einmal mehr verschoben wird. Allerdings wurden Wahlen in Thailand selten in der Hauptstadt entschieden; es sind die Stimmen der Landbevölkerung, um die sich Politiker bemühen müssen. Wie sieht es nun für sie aus, nach vier Jahren Militärregierung, die eng mit der hauptstädtischen Elite verbandelt ist? Am besten lässt sich das im noch wenig entwickelten Nordosten des Landes, dem Isaan, erkunden.
Von ausländischen wie auch lokalen Unternehmern und Investoren, aber auch von Kleinbauern in beiden Ländern möchten wir erfahren, wie sie ihre Lage wahrnehmen und wie sehr China inzwischen ihre Geschäfte beeinflusst. In Kambodscha werden wir uns zudem mit der grausamen jüngeren Geschichte des Landes auseinandersetzen und das umstrittene Sondertribunal besuchen, das sich seit Jahren um die Bestrafung der schlimmsten Schergen der Khmer Rouge bemüht. Viele von ihnen leben bis heute unbehelligt im Land.
Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in beiden Ländern ist schließlich der Tourismus. Beide Staaten wollen das Wachstum weiter vorantreiben und sehen vor allem bei Chinas wachsender Mittelschicht großes Potenzial. Doch die Entwicklung bringt nicht nur Erfreuliches mit sich. Inwiefern ist dieses Bewusstsein bei den Behörden angekommen und wer tut etwas für nachhaltigen Tourismus? Wir wollen den Chancen und Risiken des Tourismus-Sektors Zeit widmen und uns den Ansturm auf die Tempel von Angkor selbst anschauen.
Die Recherchereise findet vom 21. Mai bis 1. Juni 2018 statt. An der Reise teilnehmen können zehn Journalistinnen und Journalisten, die nicht älter als 39 Jahre sind. Die Bewerbungsfrist endet am 21. April 2018, danach werden wir uns innerhalb weniger Tage zurückmelden.
Für die Bewerbung bitten wir um ein Motivationsschreiben inklusive der beruflichen Schwerpunkte sowie einen Lebenslauf, maximal drei Arbeitsproben sowie Angaben zu Englischkenntnissen. Zusätzlich erwarten wir um Skizzen für zwei Themenideen, die sich im Rahmen des Programms in Bangkok, dem Isaan, Siem Reap und Phnom Penh umsetzen lassen. Alle Unterlagen in Form einer einzigen pdf-Datei sind an thailandkambodscha@journalists-network.org zu richten.
Wer von einer Redaktion geschickt wird oder hauptsächlich für diese Beiträge realisiert, zahlt 800 Euro; Selbstzahler und Volontäre 700 Euro. In den Kosten enthalten sind der Flug Frankfurt – Bangkok und zurück, Inlandsflüge, Bustransfers sowie Unterkunft im Doppelzimmer mit Frühstück. Visagebühren sowie einige der Mittag- und Abendessen müssen eigenständig übernommen werden.
journalists.network e.V. organisiert seit 20 Jahren Recherchereisen für junge Kollegen, um zum Verständnis fremder Länder beizutragen und den journalistischen Nachwuchs in der Auslandsberichterstattung zu fördern. Unser Verein lebt vom ehrenamtlichen Engagement. Deshalb erwarten wir von den Teilnehmern aktive Beteiligung. Wir freuen uns, wenn über die Reise hinaus Interesse besteht, sich in unserem Netzwerk zu engagieren. Die Bedingungen für die Teilnahme an unseren Reisen (z.B. Versicherungsschutz) finden sich unter http://journalists-network.org/recherchereisen/teilnahmebedingungen/.
Die Recherchereise nach Thailand und Kambodscha wird unterstützt von der Robert Bosch Stiftung, Tischler Reisen, DKSH, sowie der Heinrich-Böll-Stiftung. Organisiert und geleitet wird die Reise von Verena Hölzl (freie Korrespondentin in Myanmar), Georg Fahrion (Capital) und Nina Belz (Neue Zürcher Zeitung).
Bei Fragen zur Reise sind die Organisatoren unter thailandkambodscha@journalists-network.org erreichbar. Dorthin bitte auch die Bewerbungsunterlagen senden.