Nigerias Jugend zwischen Schwierigkeiten und Chancen
Recherchereise nach Nigeria vom 11. bis zum 21. März
Die Recherchereise nach Nigeria ist die zweite von drei Recherchereisen, die unser Verein im Frühjahr 2018 nach Afrika durchführen wird. Zunächst geht es in den Senegal, anschließend noch nach Südafrika.
Afrika verzeichnet das höchste Bevölkerungswachstum weltweit. In Nigeria – gerne als Riese Afrikas bezeichnet – bringt jede Frau statistisch gesehen 5,7 Kinder auf die Welt. Heute leben in dem westafrikanischen Staat rund 190 Millionen Menschen, etwa vier Mal so viele wie im Jahr 1960, als das Land unabhängig wurde. Mehr als 60 Prozent der Bewohner sind jünger als 25 Jahre alt, was riesige Chancen, aber auch große Herausforderungen bedeutet. Welche Ideen Jugendliche und junge Erwachsene für das alltägliche Überleben entwickeln, steht im Fokus unserer zehntägigen Recherchereise im März 2018.
Für die Masse der jungen Menschen gibt es kaum Arbeitsplätze und wenig Perspektiven in Nigeria. Aktuellen Zahlen zufolge sind aktuell 62 Prozent der 15- bis 24-Jährigen arbeitslos oder nur geringfügig beschäftigt. Bei der Altersgruppe von 25 bis 34 waren es zuletzt 38 Prozent. Mit viel Kreativität versuchen junge Nigerianer ihren Alltag zu meistern. In den Metropolen Abuja und Lagos schaffen sie sich mit Start-Ups eigene Arbeitsplätze. Das ist ein wichtiger Faktor für den Weg aus der Armut und fördert gleichzeitig die Wirtschaft, die seit den späten 1950er Jahren von der Rohölförderung dominiert wird. Während unserer Reise werden wir deshalb mit jungen Unternehmern über neue Geschäftsideen und Alltagsschwierigkeiten sprechen.
Auch in der Musik und im Film werden diese Herausforderungen thematisiert. In diesen Medien spiegeln sich die Träume und Realitäten der globalisierten Jugend Nigerias. Die Idole und Naija-Popstars wie Wizkid, P-Square oder Yemi Alade sind hochbezahlte Unterhalter in ihrem Land. Ihre Videos erzielen Millionen von Klicks und haben so eine Industrie beflügelt, die international konkurrieren möchte. Als Plattform für die vielfältigen musikalischen Geschehnisse hat der deutsch-nigerianische Musiker Adé Bantu das Musikfestival Afropolitan Vibes ins Leben gerufen, das wir in Lagos besuchen werden. Auch die gigantische Filmindustrie Nollywood steht auf dem Programm: Nach Indien hat sie den zweitgrößten Output an Filmen weltweit. Mehr als eine Million Jobs sollen auf Nigerias Filmbranche zurückgehen. Wer im Anschluss an die Recherche-Reise länger bleiben möchte, hat die Möglichkeit, das Dokumentarfilmfestival iREPRESENT zu besuchen, das vom 22. bis 25. März in Lagos stattfindet.
Zentrales Thema der Reise ist die Schaffung besserer Lebensbedingungen für junge Menschen. Nigeria ist wie viele andere Länder auf dem Kontinent sehr hierarchisch geprägt. Der Nachwuchs hat so gut wie keine Chancen, einen Zugang zu politischen Ämtern zu bekommen. Das will die Kampagne „Not too young to run“ ändern. In der Hauptstadt Abuja haben sich junge Nigerianer zusammengeschlossen: Sie wollen nicht mehr von Politikern regiert werden, die ihre Großväter sein könnten. Mittlerweile wurde auf ihren Druck hin das Bewerbungsalter bei den Senats- und den Gouverneurswahlen gesenkt.
Doch wie bewältigen junge Menschen Herausforderungen wie Umweltverschmutzung und den Zugang zum Gesundheitssystem? Gerade im Moloch Lagos, wo heute an die 20 Millionen Menschen leben, ist das ein großes Problem. Wir werden deshalb Projekte besuchen, die diese Fragestellungen in den Mittelpunkt rücken.
Die Bewerbungsfrist für die Nigeria-Reise ist abgelaufen.
Organisatoren und Begleiter der Nigeria-Reise sind Georg Milz, der als freier Journalist vor allem für den BR, WDR und Deutschlandfunk Kultur tätig ist und etliche Recherchereisen in Afrika unternommen hat (Ghana, Mali, Kenia, Südafrika), sowie Katrin Gänsler, die als Westafrika-Korrespondentin für die taz und die Katholische Nachrichten-Agentur in Benin und Nigeria lebt. Unterstützt wird die Recherchereise vom New Venture Fund und der Heinrich-Böll-Stiftung.