Afrikas Tor nach Europa

Recherchereise nach Marokko im Mai/Juni 2008

Die Kasbah Ait Ben Haddou im Südosten Marokkos hat schon als Kulisse für Hollywood-Filme gedient.

Die Kasbah Ait Ben Haddou im Südosten Marokkos hat schon als Kulisse für Hollywood-Filme gedient.

Nach den Anschlägen von Casablanca 2003 und Madrid 2004 bestimmten Berichte über Terror, Islamisierung und die radikalen Maßnahmen, mit denen die Regierung in Rabat gegen mutmaßliche Extremisten vorging, lange Zeit die Schlagzeilen aus Marokko. Doch mittlerweile scheint der autoritär herrschende König Mohammed VI. die Bedrohung unter Kontrolle gebracht zu haben. Mehr noch: als moderater Reformer begegnet das Staatsoberhaupt den Extremisten im eigenen Land mit der Förderung eines friedvollen Islams.

Aber auch wirtschaftlich ist Marokko auf dem Vormarsch. Marrakesch entwickelt sich zu einem der attraktivsten Touristenziele Nordafrikas. Und in Tanger entsteht derzeit mit Milliardengeldern der größte Tiefseehafen Afrikas, der mit seinen Sonderwirtschaftszonen zum Umschlagplatz zwischen Asien/Afrika und Europa/USA werden soll. Deutsche Unternehmen gehören dort zu den größten Investoren.

Für die Europäische Union wird das Land mit der Mittelmeer-Union zum privilegierten Partner in Nord-Afrika. Doch allen Reformen zum Trotz wurden die Islamisten bei der letzten Parlamentswahl zur zweitstärksten Fraktion. Vor allem in den verarmten Slums der marokkanischen Großstädte haben sie viele Anhänger. In Marokko gestrandete Flüchtlinge aus Afrika und Asien, die von Nordafrika nach Europa zu kommen hoffen, verschärfen die sozialen Spannungen.

Die zweitgrößte Moschee der Welt: die Moschee Hassan II in Casablanca.

Die zweitgrößte Moschee der Welt: die Moschee Hassan II in Casablanca.

journalists.network ist im Mai 2008 zum ersten Mal nach Marokko gefahren. Während der sechstägigen Recherchereise konnten sich die Teilnehmer einen Überblick über die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen des Königreichs verschaffen. Reiseziele waren neben Casablanca und Rabat auch Marrakech, Tanger und Ceuta.

Das Programm wurde von Stefanie Bolzen (Die Welt) und Ruth Reichstein (freie Journalistin) organisiert und betreut. Gefördert wurde die Reise von Eurogate und der GTZ.